„Tjen di Biiki ön“ – Biikebrennen auf Sylt

Sylt

Neun Biikeplätze, elf Fackelzüge, geschätzte 11.000 Zuschauer beim Anzünden der Holzstapel: Das traditionelle Biikebrennen auf Sylt bewegt die Menschen – und bringt Einheimische und Gäste alljährlich am 21. Februar, dem Nationalfeiertag der Nordseeinsel, ganz nah zusammen, ganz dicht an die prasselnde Glut der brennenden Holzstapel. Die werden in tagelanger Arbeit von der Sylter Dorfjugend aufgeschichtet und stehen bis zum letzten Moment unter akribischer Bewachung. Denn schon so mancher Holzstoß ging, als Streich des Dorfnachbarn, in der Vergangenheit verfrüht in Flammen auf.

Biike, friesisch Biiki, bedeutet Feuerzeichen und steht für lodernde Flammen und eisiges Wetter, für ausgelassene Geselligkeit und tief verwurzelte Traditionen, für friesische Heimatliebe und ehrliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Und der Sylter pflegt diesen so lieb gewonnenen Brauch, der jüngst in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde, nicht nur mit sprichwörtlich brennender Leidenschaft, sondern teilt ihn nur allzu gern auch mit seinen Gästen. Immer mehr kommen eigens zum Biikebrennen auf die Insel und reihen sich in die Fackelzüge ein, die von den Dörfern zu einem der zehn Sylter Biikeplätze führen. Dorfhonoratioren halten dort ihre Reden – traditionell auf Söl’ring, dem Sylter Friesisch, und auf Hochdeutsch. Dann ertönt der Ruf „Tjen di Biiki ön“ und der jeweilige Holzstapel wird gemeinsam mit einer Stoffpuppe, dem Pidder, angezündet. Sie symbolisiert den Winter, dessen Ende nun nicht mehr fern ist. Einmütig werden dann die Strophen des Liedes „Üüs Söl’ring Lön“ („Unser Sylter Land“) angestimmt.

Wenn die Biiken langsam verglimmen, sitzt man gemütlich zusammen: Kaum eine heimische Küche, kaum ein Restaurant, das an diesem Abend nicht das traditionelle Biike-Gericht auftischt: Grünkohl mit karamelisierten Kartoffeln, dazu Speck, Kassler und Kochwürste. Bis spät in die Nacht sitzt man gemütlich beieinander, man „klönschnackt“ über dies und jenes, und schließlich wird getanzt bis in den nächsten Tag hinein, den so genannten Pidersdai (Petritag).

Um die Ursprünge der friesischen Tradition, die auf alten heidnischen Opferfeuern fußt, ranken sich viele unterschiedliche Erzählungen: Die Walfänger der Inselorte, so heißt es, wollte man einst mit den weithin leuchtenden Lagerfeuern verabschieden, Piraten abschrecken und böse Geister vertreiben, ebenso den eisigen Winter, der symbolisch in Gestalt einer Tonne oder einer Puppe, dem Pidder, auf der Biike verbrannt wird.

Weitere Informationen rund um das Sylter Biikebrennen auf www.sylt.de.