Stefan Höhm (sh): Hauptursache für den Absturz des einstigen Überfliegers sind vor allem Managementfehler. Die Herren in Schlips und Anzug verstanden es nicht, bei den ersten Anzeichen wirtschaftlicher Probleme radikale Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Stattdessen wurde Air Berlin mehr und mehr zum Gemischtwarenladen. Als Ferienflieger für Europa gestartet, sollten vor allem die von LTU übernommenen Langstrecken und für Etihad Geschäftsreisende bedient werden. In beiden Segmenten gab es aber schon starke Wettbewerber wie die Lufthansa, gegen die Air Berlin nie eine Chance haben sollte.
Gleichzeitig wurde das Grundfundament der Fluggesellschaft vernachlässigt: im Herbst 2016 wurden sogar die Rechte an der traditionellen Route nach Mallorca abgegeben. Man könnte auch sagen, Air Berlin verkaufte seine Seele. Aber 2016 war das Ende ohnehin nicht mehr zu vermeiden. Ständige Wechsel in der Chefetage, keine klare Strategie, Bilanzierungstricks, am Ende auch kein Geld mehr, um dringend erforderliche Personalreduzierungen finanzieren zu können – das waren schon die letzten Zuckungen eines todkranken Patienten.
Hinzu kam das Chaos um die immer seit 2011 immer wieder verschobene und bis heute nicht absehbare Eröffnung des Berliner Großflughafens BER, der das Drehkreuz von Air Berlin werden sollte. Der BER gilt in Deutschland mittlerweile als Musterbeispiel dafür, was passieren kann, wenn sich Politiker auf wirtschaftliche Großprojekte einlassen.