Die Umweltorganisation Atmosfair teilte auf dem Weltklimagipfel in Bonn mit, dass der Weltluftverkehr seine selbst gesetzten Klimaziele zu verfehlen drohe.
Der einzige Lichtblick beim atmosfair-Klimaindex 2017 war, dass sich die CO2-Emissionen weltweit „nur“ um 4% erhöht haben, obwohl der Luftverkehr selber um 7% zunahm. Dennoch gehe die Flottenerneuerung durch moderne und sparsamere Jets bei wachsendem Verkehr viel zu schleppend voran. Global gehört gelte gerade einmal eine von 100 Maschinen als hocheffizientes Flugzeug. Von einer Trendwende ist man also meilenweit entfernt.
Aus der vorgelegten Studie geht hervor, dass von den 50 klimaeffizientesten Fluggesellschaften der Welt derzeit 16 aus Europa und 10 aus China kommen. Erfreulich aus deutscher Sicht ist, dass zwei Airlines des in Hannover ansässigen TUI-Reisekonzerns sowie die China West Air an der Spitze stehen. Die Chinesen wurden dabei an der Spitze von Tui Airways verdrängt, behaupteten sich aber noch vor der Tuifly, die seit der Einführung dieses Indexes stets vorn mit dabei waren. Mit der Condor auf Rang 9 schaffte es noch ein weiterer deutscher Anbieter unter die TopTen.
Entscheidend für die damit gemessene Klimafreundlichkeit ist es, möglichst wenig CO2 pro befördertem Passagier in die Luft zu blasen. Wer ausgelastete Maschinen hat und diese auch noch eng bestuhlt, hat also gute Karten. Weniger Beinfreiheit der Umwelt zuliebe, lautet das Motto also.
Zudem zahlte sich bei den Spitzenreitern der Einsatz moderner, emissionsärmerer Maschinen aus. Eine Boeing 787-9 oder ein Airbus A350-900 benötigen laut atmosfair weniger als 3,5 Liter Kerosin pro Fluggast und 100 Kilometer. Wer nun aber meint, dass Fliegen bei diesen Werten umweltfreundlicher als Autofahren sei, wo mit Werten zwischen 5 und 10 Litern gerechnet werden kann, der irrt leider, denn in großen Höhen ausgestoßenes CO2 ist laut Umweltbundesamt drei Mal so klimaschädlich wie am Erdboden erzeugtes.
Der deutsche Kranich am Himmel, die Lufthansa, wird von atmosfair aktuell zwar nur auf Platz 65 geführt, konnte sich aber erneut verbessern. Grund hierfür waren eine gestiegene Auslastung und der Umstand, dass auf Kurz- und Mittelstrecken immer seltener ineffiziente Flugzeugtypen eingesetzt werden.
Ansonsten ist festzustellen, dass China zunehmend über modernere Flotten verfügt und so die US-Airlines abhängen konnte. Allein Alaska Airlines liegt mit Platz 14 auf einem vorderen Rang unter den Top50.
Den Nordamerikanern kommen dabei eine Reihe halbherziger Beschlüsse zugute. So beschloss die Internationale Zivlluftfahrtorganisation ICAO im vergangenen Jahr, dass die Fluggesellschaften ab 2021 Zertifikate für den CO2-Ausstoß kaufen müssen. Bis 2026 soll dies jedoch nur auf „freiwilliger Basis“ erfolgen, erst ab 2027 ist eine Kaufverpflichtung vorgesehen. Von ähnlich zweifelhaftem Wert ist auch der Beschluss vom Pariser Klimaabkommen, der für die Erreichung des 1,5-Grad-Zieles vorsieht, noch vor 2020 den Höchstausstoß an CO2 zu erreichen und diesen dann sukzessive zu senken. Die Emissionen von Flugzeugen und Schiffen sind jedoch kein Teil dieses Abkommens – sie wurden einfach ausgeklammert, so als ob es sie nicht gäbe.
Atmosfair bieten allen Verkehrsteilnehmern und damit auch Fluggästen dagegen die Möglichkeit, die durch ihre Mobilität verursachten CO2-Ausstöße schon jetzt durch Zahlungen zu kompensieren, die dann in Klimaschutzprojekte fließen. Auch dies natürlich nur auf „freiwilliger Basis“, aber immerhin wird schon jetzt etwas unternommen.