Fliegen ist „in”. Mal eben für ein Wochenende nach London oder Barcelona zu jetten gehört heute für viele Menschen zum Lifestyle. Wer zu einem günstigen Zeitpunkt das Ticket bucht, kommt von Berlin nach Südeuropa für weniger Geld als nach Hamburg, schöne Fotos inklusive.
Es gibt jedoch nicht wenige, für die ein solcher Trip der reinste Horror ist. Experten gehen davon aus, dass es bis zu 20% der Deutschen aufgrund von Flugangst vermeiden, in ein Flugzeug zu steigen. Sofern es sich um private Unternehmungen handelt, verpassen sie halt „nur“ die Erlebnisse, die solch ein Trip mitbringt. Wenn es um Dienstreisen geht, steht man vor einem echten Problem. Entweder muss man sich über kurz oder lang einen neuen Arbeitgeber suchen oder jede einzelne Dienstreise wird zum nervenaufreibenden Horrortrip, was für niemanden erstrebenswert ist.
Weitere 20% steigen nur mit mehr oder weniger großem Unbehagen in einen Flieger. Diese Zahl steigt naturgemäß dann, wenn zuvor irgendwo in der Welt eine Maschine einen kapitalen Unfall hatte.
Dabei gibt es – statistisch gesehen – keine so risikoarme Reisemöglichkeit wie das Fliegen. Auf eine Million Flüge gibt es gerade einmal 0,8 Unfälle. Und Unfälle meint an dieser Stelle nicht tödliche Abstürze, sondern auch viele andere unvorhergesehene Ereignisse mit irgendwelchen Schäden. 90% der Flugzeugunfälle enden nicht tödlich!
Wer sich von derlei Statistiken nicht beruhigen lässt, sollte das Thema aktiv angehen. Denn wie jede Angst ist auch Flugangst beherrschbar.
Zunächst sollte man sich im Klaren darüber sein, warum es Flugangst überhaupt gibt. Das Fliegen tangiert Urängste des Menschen, wie etwa auch die Höhenangst oder die Angst vor Wasser. Bei der menschlichen Evolution hatte dies eine wichtige Funktion, um sich vor Gefahren zu schützen. Insofern sind unangenehme Gefühle beim Fliegen durchaus normal und zumeist durch den Kontrollverlust hervorgerufen. Ein Problem ist das erst dann, wenn es zu Vermeidungsstrategien kommt.
Manchmal helfen auch schon einfache „Tricks“, mit Flugangst besser zurecht zu kommen. Greifen Sie im Kleiderschrank zu Ihrem Lieblingsteil. Zudem sollten Sie die Sicherheitshinweise des Flugpersonals aufmerksam verfolgen und sich auch die beiliegenden Informationstafeln anschauen, dieses Vertrautmachen erhöht das persönliche Sicherheits- und damit Wohlbefinden.
Auch der Sitzplatz sollte mit bedacht gewählt werden. Sofern Flugangst durch eine Platzangst hervorgerufen wird, empfiehlt sich ein Platz am Gang, da man von hier einen besseren Überblick hat. Zudem sind Plätze in der Nähe der Tragflächen zu empfehlen, da hier die Flugbewegungen am wenigsten zu spüren sind. Mit einem Buch, guter Musik oder einem Plausch mit dem Sitznachbarn kann man sich ebenfalls hervorragend ablenken. Nutzen Sie auch andere Entertainmentangebote an Board, sofern vorhanden!
Wem diese kleinen Tricks nicht weiterhelfen, sollte sich nicht scheuen, speziell ausgerichtete Seminare zu besuchen. Deutsche Krankenkassen erkennen „Flugangst“ zwar nicht an, so dass man hierfür oft mehrere hundert Euro selber zahlen muss, doch das lohnt sich!
Die Angebote – und damit auch die Preise – hierfür sind breit gestreut. Manch einem reicht schon das Erlernen von Entspannungstechniken, anderen hilft es, wenn sie sich die Flugzeugtechnik von Fachleuten erklären lassen und dabei erfahren, dass im Prinzip alles doppelt vorhanden ist, ein einfacher Systemausfall also kein Problem darstellt. Andere wiederum müssen „Flüge“ im Simulator erleben, um sich mit den möglichen Szenarien – z.B. den Ausfall eines Triebwerks –auseinanderzusetzen oder sind beruhigt, wenn sie einen Blick in ein Cockpit werfen.
Wichtig ist, dass Sie sich nicht in Ihre Ängste hineinsteigern, diese aber auch nicht unterdrückt werden. Erwähnt werden muss freilich auch, dass all diese Methoden in der Fachwelt nicht unumstritten sind. Das erwähnte autogene Training halten einige für vollkommen nutzlos, da es gerade nicht unter Stress funktioniert, andere schwören hingegen darauf. Auch bei der Frage, ob Beruhigungsmittel helfen können, gibt es zwei Lager. Während die einen davon abraten, verweisen andere darauf, dass allein das Wissen, noch etwas in peto zu haben, beruhigend wirken kann.
Im Gegensatz zu Frauen, die eher zu Tabletten neigen, greifen Männer auch gern mal zu Alkohol. Hier ist sich die Fachwelt freilich einig, dass das kaum zu empfehlen ist. Viele werden dann aggressiv und randalieren, andere bekommen hingegen erst recht Kreislaufbeschwerden.
Egal, für welchen Weg Sie sich entscheiden: Flugangst ist in jedem Fall gut behandelbar. Und attraktive Reiseziele im nächsten Sommer – oder eben das Wochenende in Barcelona oder London – sollten Ansporn genug sein, sich diese Freuden des Lebens nicht entgehen zu lassen.