„Billiger, aber keine Billigfluggesellschaft“, lautet das Motto der neuen Air-France-KLM-Tochter Joon, die im Dezember 2017 ihren Betrieb zunächst auf einigen innereuropäischen Strecken aufnahm und im Frühjahr Schritt für Schritt neben weiteren europäischen auch Langstreckenziele anbieten möchte. Schon fix im Flugplan sind etwa die kommenden Destinationen Teheran, Kapstadt, Fortaleza (Brasilien) oder Mahé (Seychellen).
Joon soll zu niedrigeren Kosten als die Mutter Air France/KLM arbeiten und sich damit auch auf umkämpften Strecken gegen die Wettbewerber der Golf-Airlines und Billigfluglinien durchsetzen. Air-France-Chef verortete die neue Gesellschaft entsprechend „zwischen klassischer Airline und Low-Cost“. Es würde für die Franzosen auch wenig Sinn machen, eine neue Billigfluglinie aus der Taufe zu heben, denn diesen Bereich bedient man europaweit bereits mit der Transavia. Zielgruppe von Joon ist vor allem die Generation Y, also die zwischen 1980 und dem Jahr 2000 Geborenen. Das zeigt sich auch im Namen, denn „Joon“ erinnert an das französische Wort „jeune“, was für „jung“ steht.
Geflogen werden die Maschinen vorerst von Air-France-Piloten, die hier zu den gewohnten Tarifen arbeiten. Eine Kostendeckelung soll dann u.a. dadurch erreicht werden, dass Flugbegleiter extern rekrutiert und auch Teile des Bodenpersonals ausgelagert, sprich: schlechter bezahlt, werden.
Was ist der Unterschied für die Reisenden?
Der jungen, technikaffinen Zielgruppe entsprechend spielen digitale Bedürfnisse eine wichtige Rolle. So verfügt jeder Sitzplatz über einen USB-Anschluss für das Ladekabel, das Wlan ist kostenlos und das Angebot der App „YouJoon“ breit. Alles schön und gut, aber heutzutage auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Beim Essen setzt man (auch) auf „Bio“ und höhere Qualität. Hochwertige Snacks und Smoothies sind verfügbar, wenn auch gegen Aufpreis gegenüber dem normalen Kaffee, Saft oder Wasser. Komfortseitig erwartet den Passagier eine Mischung aus klassischer Airline und Holzklasse. So ist zwar die Beinfreiheit eingeschränkt, die Lehne aber immer noch zurückklappbar.
Optisch auffallend sind übrigens die Flugbegleiter von Joon. Das französische Label Cepovett entwarf die in blau gehaltenen Uniformen, die Schuhe kommen ganz patriotisch von Le Coq Sportif. Angeblich hat man sich bei den Entwürfen an das gehalten, was die klassischen Vertreter der Generation Y eben gerade toll finden.
Joon-Chef Jean-Michel Mathieu ist von seinem Konzept – natürlich – überzeugt und möchte bis 2020 in Kabinen und Cockpits 1.000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Interessant ist der Ansatz von Joon insbesondere im Hinblick auf die Langstrecken schon, denn hier konnten sich die Billigflieger bisher kaum durchsetzen. Joon könnte da ein interessante preiswertere Alternative sein. Andererseits wird sich am Markt erst zeigen müssen, ob Fluggäste einen „besseren“, aber eben nicht „billigen“ Preis bei entsprechenden Abstrichen beim Komfort in Kauf nehmen werden oder sich doch für die ganz klassische oder ganz billige Variante entscheiden. Es bleiben Zweifel, ob man hier wirklich eine dritte Klasse einführen wird können.
Im Internet ist jedenfalls kaum eine klare Trennung zwischen Air France und Joon zu erkennen. Informationen zu Joon findet man nämlich unter folgendem Air-France-Link:
https://www.airfrance.de/DE/de/local/home/joon/HomePageJoonAction.do