Wenn in diesem Jahr das Bauhaus sein 100. Jubiläum feiert, lohnt auch der Blick nach Amerika. In Chicago entstand aus dem New Bauhaus wegweisende und bis heute faszinierende Architektur.
Als die von Walter Gropius 1919 gegründete Kunst- und Designschule des Bauhaus nach nur 14 Jahren unter Zwang geschlossen wurde, wanderten zahlreiche bekannte Bauhaus-Künstler in die USA aus, wo sie die Ideen und Entwürfe der Architektur der Moderne fortentwickelten. Formschön, praktisch, schnörkellos – das Bauhaus-Design orientiert sich an dem Leitbild: Die Form folgt der Funktion. Die gestalterischen Prinzipien auf der Vereinigung von Künstlerischem, Industrie und Handwerk mit dem Ziel eines Gesamtkunstwerkes zeigt sich bis heute deutlich in Chicago.
Architektonische Glanzstücke von Mies van der Rohe
Ludwig Mies van der Rohe, László Moholy-Nagy und Ludwig Hilberseimer gründeten in der Metropole am Lake Michigan das New Bauhaus, das später in das Institute of Design am Illinois Institute of Technology (IIT) überging und dessen Leitung van der Rohe 1938 übernahm. Sein Wirken war für das Bild von Downtown Chicago stilbildend und lässt sich besonders prägnant an dem Federal Plaza erkennen. Der Komplex, der zwei Blocks im Zentrum der Stadt einnimmt, umfasst drei Büro- und Verwaltungsgebäude unterschiedlicher Dimensionen, die durch ein durchgehendes Raster von acht auf acht Meter miteinander verbunden sind. Die für Mies van der Rohe typischen Freiflächen werden mit den Innenräumen verwoben und zeigen die Verbindung von Bauen und Leben. Einen auffälligen Kontrast zu den Häuserfassaden bildet heute auf dem Federal Plaza die rote Stahlskulptur „Flamingo“ von Alexander Calder.
Weitere Belege für das Schaffen von van der Rohe sind das ebenfalls von ihm entworfene Illinois Center und 330 North Wabash, auch als IBM Building bekannt. Mit 212 Metern Höhe und 52 Etagen ist der Wolkenkratzer das zweithöchste Gebäude, das der Architekt entwarf. Auch das Dirksen Federal Building und das Kluczynski Federal Building tragen seine Handschrift.
Der Avantgarde-Architekt zeichnet des Weiteren für die Neuplanung des Universitätscampus in Chicago verantwortlich. Alle von ihm entworfenen Gebäude auf dem IIT Campus stehen heute noch und können besichtigt werden. Neben der Alumni Halle und der Kapelle gilt die S.R. Crown Hall als Glanzstück und Inbegriff seines persönlichen Stils (https://arch.iit.edu/). Für Familien mit niedrigem Einkommen entwarf Mies van der Rohe einen Wohnkomplex direkt am Seeufer. Die Appartements am Lakeshore Drive 860 – 880 zeichnen sich vor allem durch viel Helligkeit aus.
Wohnhaus in der Natur
Eine große Leichtigkeit vermittelt das Farnsworth House, das der Architekt südlich der Stadt Plano in Illinois für eine Ärztin baute. Der Glaskasten, der frei in der Landschaft zu schweben scheint, lässt alle Barrieren zwischen innen und außen, zwischen Mensch und Natur verschwinden. Auch der Innenraum ist vollkommen offen, ein für die 1950er Jahre revolutionärer Ansatz. Das Farnsworth House lässt sich im Rahmen von geführten Touren besichtigen. www.farnsworthhouse.org
Anlässlich des 100. Geburtstages des Bauhauses zeigt eine Ausstellung vom 4. August bis zum 8. September 2019 im Farnsworth House Bilder der Berliner Fotografin Arina Dähnick. Sie hat in den vergangenen sieben Jahren die besondere Atmosphäre, die in den Gebäuden von Mies van der Rohe spürbar ist, fotografisch eingefangen. Neben den Fotos beinhaltet die Ausstellung auch eine Vorschau auf ihre Herbstinstallationen 2019 in der Crown Hall des Illinois Institute of Technology vom 16. September bis zum 19. November 2019.
Quelle:
Illinois Office of Tourism,