1994 wurde die erste freie Regierung gewählt und Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsident der Republik Südafrika ernannt. Das Land am Kap bekam mit dem Neustart nicht nur eine der modernsten demokratischen Verfassungen der Welt, sondern auch die Chance auf eine gemeinsame Zukunft aller Bevölkerungsgruppen des Landes.
Über „20 Jahre Demokratie und die Auswirkungen auf die Tourismusindustrie Südafrikas“ diskutieren bei einer Gesprächsrunde am 5. März 2014 anlässlich der ITB in Berlin Herr Thulani Nzima, CEO South African Tourism, Herr Michael Frese, Sprecher der Geschäftsführung DER Touristik Frankfurt, Herr Andreas Wenzel, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative SAFRI und Herr Kendy Phohleli, Acting General Manager Commercial von South African Airways.
In einem TV-Studio auf dem Südafrika Stand wurde die Talkrunde, die von Steven Gaetjen moderiert wurde live in zahlreiche Magazine übertragen. Südafrika-TV (www.suedafrika-tv.com) und Touristiknews haben ebenfalls live übertragen. Flying Media und der technical Partner Videoline realisierten die Liveschaltung von der Messe für rund 45 Minuten.
Thulani Nzima betont zuallererst, dass Tourismus eine der großen Erfolgsgeschichten des demokratischen Südafrikas ist. Kamen 1994 noch 3,6 Millionen Besucher ins Land (davon 105.000 Deutsche), waren es Ende 2012 über 9,18 Millionen Besucher (davon 266.333 aus Deutschland). „Das bedeutet eine Steigerung von über 155 Prozent. Inzwischen ist die Tourismusindustrie einer der boomenden Eckpfeiler der südafrika¬nisch¬en Wirtschaft und einer der am schnellst wachsenden Beschäftigungs¬sektoren. Bis Ende 2011 sind über 598.000 direkte Arbeitsplätze im Tourismus geschaffen worden“, sagte Nzima.
Die Gründe für diesen Boom sieht Thulani Nzima in mehreren Faktoren: „Südafrika verfügt über ein herausragendes Tourismusprodukt mit herzlichen und gastfreundlichen Menschen, über eine exzellente Infrastruktur und ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis“. Genau dieses Image hat die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2010 an die Zuschauer weltweit vermittelt. Weiter brachte die Weltmeisterschaft 309.554 zusätzliche Touristen ins Land, die 3,64 Milliarden Rand ausgegeben haben. „Darüber hinaus hat South African Tourism mit Niederlassungen in allen führenden Märkten, hervorragende Kontakte zur Reiseindustrie aufgebaut und weltweit neue, kreative Marketingkampagnen initiiert“, so Thulani Nzima.
Andreas Wenzel geht sogar noch weiter und stellt Südafrika gesamtwirtschaftlich ein hervorragendes Zeugnis aus. „Seit dem Ende der Apartheid hat Südafrika als Nation eine beispielslose Entwicklung in politischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht vollzogen“, so Wenzel. Südafrika ist heute Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Afrika und der zehntgrößte Exportpartner außerhalb der Europäischen Union. Südafrika erwirtschaftete 2012 ein Bruttoinlandsprodukt von über 294 Milliarden Euro und ist damit Afrikas größte Wirtschaftsnation. Mehr als 600 deutsche Unternehmen investierten bis dato mehr als 6 Milliarden Euro in Südafrika und beschäftigen 90.000 Angestellte.“
Für einen der führenden deutschen Reiseveranstalter DERTOUR ist Südafrika heute von der touristischen Landkarte nicht mehr wegzudenken. „Südafrika ist ein fester Bestandteil im Portfolio von DERTOUR, Meier’s Weltreisen und ADAC Reisen. Südafrika ist nicht austauschbar, es ist einzigartig“, so Michael Frese. „Unsere Kunden reisen mit dem eigenen Wagen und besuchen neben bekannten Highlights auch abgelegene Regionen in Südafrika. Der Trend wurde maßgeblich unterstützt durch die Entwicklung einer sehr guten Infrastruktur, neuer, zertifizierter Hotels, Lodges und Game Reserves in fast allen Preis- und Qualitätslagen sowie durch hervorragend ausgebildete Servicekräfte“.
Auch für die Flugindustrie bedeutete der Beginn der Demokratie eine immense Veränderung: Im Geschäftsjahr 1994/95 beförderte die nationale Fluggesellschaft South African Airways (SAA) mit fünf Flügen pro Woche knapp 40.000 Fluggäste aus Deutschland ans Kap. In den darauffolgenden Jahren setzte ein regelrechter Boom ein, informiert Kendy Phohleli. Die SAA baute ihre Verbindungen nach Deutschland kontinuierlich aus. Derzeit werden 14 Flüge pro Woche – täglich nonstop von Frankfurt und von München nach Johannesburg – angeboten. Von dem Drehkreuz geht es weiter in alle Regionen des Landes. Im letzten Finanzjahr 2012/13 reisten mehr als 80.000 Fluggäste aus Deutschland mit der SAA in die Regenbogennation.
Doch damit ist die Reise für die Tourismusindustrie Südafrikas noch nicht zu Ende. Thulani Nzima berichtet von ehrgeizigen Zielen der Regierung, die 2011 in der National Tourism Sector Strategy festgelegt wurden. „Bis 2020 wollen wir Südafrika als eine der Top 20 Tourismusdestinationen weltweit etablieren. Wir erwarten 2020 über 15 Millionen Einreisen in Südafrika. Der Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt soll auf 499 Milliarden Rand wachsen. 225.000 neue Arbeitsplätze sollen zusätzlich damit geschaffen werden. Um dies zu erreichen, muss auch die Flugkapazität nach Südafrika weiter erhöht und Visumsregulierungen vereinfacht werden“, so Nzima.
South African Airways unterstützt das Wachstum und bietet seit Januar 2014 25 Prozent mehr Flugkapazität aus München an. Kendy Phohleli unterstreicht, dass durch den Einsatz des A340-600, über 23.000 Flugsitze mehr zur Verfügung stehen.
Thulani Nzima hebt noch einmal die Bedeutung des deutschen Marktes hervor. „Seit 2009 haben wir steigende Besucherzahlen aus Deutschland. War es 2012 ein Wachstum von 13 Prozent, gehen wir für 2013 sogar von einem Wachstum von unglaublichen 15 Prozent aus“, so Nzima. Damit liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Wachstumsdurchschnitt von 6,2 Prozent und behauptet sich als drittwichtigster Tourismusmarkt für Südafrika hinter Großbritannien und den USA.
Für Michael Frese ist es eine ganz persönliche Reise durch 20 Jahre Demokratie. Seit seinem ersten Besuch in Südafrika Anfang der 90iger Jahre, hat sich seine Einstellung zu Land und Leuten gefestigt. „Südafrika ist nicht nur traumhaft schön, das war es schon immer, jetzt fühlt man sich auch wohl, geborgen und sicher“.