Im Jahr 1825 wurden zum ersten Mal in der Geschichte Personen auf dem Schienenweg transportiert – mit einer Lokomotive des Ingenieurs George Stephenson zwischen den englischen Städten Stockton und Darlington. Rund 200 Jahre später befördern Züge in allen Teilen der Welt täglich Millionen Fahrgäste zur Arbeit oder an den Urlaubsort. Wenn der Weg dabei zum eigentlichen Ziel wird, werden die alltäglichen Transportmittel zum Abenteuer. Die folgenden Zugstrecken laden zum Einsteigen, Abschalten und Staunen ein:
Einmal durch ganz Australien: Unterwegs mit „The Ghan“
Die Fahrt mit dem transkontinentalen Fernreisezug „The Ghan“ gilt als eine der eindrucksvollsten Bahnreisen der Welt – und zugleich als eine der längsten. Ursprünglich diente der Zug, dessen namentliche Herkunft bis heute nicht eindeutig geklärt ist, zur Erschließung des australischen Innenlandes und wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Heute schlängelt sich der 690 Meter lange Tross von Südaustralien bis in den Norden des roten Kontinents auf 2.979 Kilometern und befördert in erster Linie Touristen. Bereits wenige Stunden nach der Abfahrt aus der Nationalpark- und Festivalstadt Adelaide an der Großen Australischen Bucht erreicht „The Ghan“ das Outback und die erhabene Gebirgskette der Flinders Ranges im Zentrum Australiens. Auf dem Weg dorthin warten von der eigenen luxuriösen Einzel- oder Doppelkabine aus Weitblicke auf eine atemberaubende Wüstenlandschaft, die wie ein spannender Film am Fenster vorbeirollt. Einen weiteren Höhepunkt verspricht ein Halt in der Opal-Hauptstadt der Welt, Coober Pedy, in der etwa die Hälfte der Einwohner in unterirdischen Wohnhöhlen lebt. Die gesamte Reise von Adelaide nach Darwin dauert drei Tage. Weitere Infos: www.journeybeyondrail.com.au, www.southaustralia.com
Mit der „Hedschasbahn“ durch die jordanische Wüste Wadi Rum
Es sollte eine Bahnstrecke für muslimische Pilger werden. Ab 1908 führte die Strecke der „Hedschasbahn“ (Hedjaz Railway) 1.320 Kilometer von Damaskus, durch Jordanien bis nach Medina – übrigens geplant vom Deutschen Heinrich August Meißner. Die Pilger konnten sie allerdings nur wenige Jahre nutzen, denn schon im Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Teilstrecken zerstört und später nicht wieder in Betrieb genommen. Ein kurzer Streckenabschnitt der alten „Hedschasbahn“ besteht aber bis heute – in der jordanischen Wüste Wadi Rum (international.visitjordan.com/Wheretogo/Wadi-Rum). Die Originalwagons samt einer in Chemnitz gebauten Dampflok befördern die Reisenden nun regelmäßig zurück ins Jahr 1916, die Zeit der Arabischen Revolution. Während der Fahrt durch die rote Wüste mit ihren bizarren Felsformationen stürmen im Rahmen der historischen Show arabische Freiheitskämpfer auf Pferden und Kamelen und ihre britischen Unterstützer heran und überfallen den Zug. Die osmanischen Soldaten, die den Zug beschützen, versuchen, den Angriff abzuwehren, werden von den Arabern jedoch als Geiseln mitgenommen. Zugfahrt samt Show sind ein beliebtes Ausflugsziel für Jordanienreisende und Zugfans. Weitere Informationen: www.visitjordan.com
Mit der „Peak Tram“ hinauf auf den Hausberg Hongkongs
Der Berg Victoria Peak in Hongkong offeriert den wohl berühmtesten Blick auf die asiatische Metropole und gilt als eine der spektakulärsten Attraktionen der Metropole. Doch bereits die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis: Die „Peak Tram“ wurde im Jahr 1888 zur ausschließlichen Nutzung durch den britischen Gouverneur und die Bewohner des Peak eröffnet. Heute ist die extrem steile Standseilbahn allen zugänglich. Die Fahrt dauert etwa acht bis zehn Minuten und führt vorbei an imposanten Wolkenkratzern. Die beeindruckende Skyline und der geschäftige Victoria Harbour lassen sich aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln bewundern, während die Bahn den Berg erklimmt. Die „Peak Tram“ verkehrt zwischen dem Peak Tram Lower Terminus in Central und dem Peak Tower Upper Terminus auf dem Peak. Weitere Informationen: www.discoverhongkong.com, www.thepeak.com.hk
Wandern entlang der Schiefen Ebene im Fichtelgebirge
Bahnromantik auf Schusters Rappen: Der spannendste Abschnitt der 566 Kilometer langen „Ludwigs-Süd-Nord-Bahn“ von Lindau nach Hof liegt im Fichtelgebirge. Hier befindet sich das erste Eisenbahn-Steilstück, das es in Deutschland zu überwinden galt und das 2023 seinen 175. Geburtstag feierte. Interessierte begeben sich am besten auf dem Lehrpfad Schiefe Ebene auf die Spuren dieser Steilrampe. Start der acht Kilometer langen Wanderung ist am Deutschen Dampflokomotivmuseum. Der Weg verbindet die Tal- und Bergstation der Steilrampe und führt Wanderer an die Kunstbauwerke, die die spektakuläre Trassierung dieses Abschnitts ermöglichten. Einst musste hier ein Höhenunterschied von 160 Metern überwunden werden, wofür die schiefe Ebene erbaut wurde – Prototyp für alle folgenden Gebirgsbahnen wie Semmering, Brenner oder Gotthard. Für die Rückfahrt eignet sich der stündlich verkehrende Zug ab Markschorgast. Weitere Informationen: www.fichtelgebirge.bayern
Choo-Choo-Zauber in den Bergen von Tennessee
Tennessee und Züge? Getreu einem Sprichwort passt das zusammen wie Topf und Deckel. Ganz im Süden des Bundesstaats warten im Städtchen Chattanooga einige besondere Highlights: America‘s Most Amazing Mile wird die anderthalb Kilometer lange Strecke der „Incline“ auf den Lookout Mountain genannt. Seit 1897 ist die einspurige, durch Gegengewicht funktionierende Wagontechnik ein Muss für Besucher. Wer mehr Zeit hat, auf den warten beim ebenfalls in Chattanooga ansässigen Unternehmen „Tennessee Valley Railroad“ großartige Ausflüge mit historischen Zügen durch die malerischen Ausläufer der Smoky Mountains. Knapp über eine Stunde dauert die Missionary Ridge Fahrt über vier Brücken und durch einen Tunnel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts; auf der fünfstündigen Hiwassee Loop Fahrt durch die gleichnamige Schlucht und (im Herbst) farbenprächtige Wälder, bestaunen Passagiere zudem eine der ganz wenigen Schienenschleifen des Landes, die sich beim Örtchen Farner den Berg hinaufwindet. Weitere Informationen: www.ridetheincline.com, www.tcry.org/train-rides
Im Panoramazug zwischen Moab und Denver
Auf der neuesten Route des luxuriösen Panoramazugs „Rocky Mountaineer“ lassen sich innerhalb von zwei Tagen einzigartige Landschaftskulissen mit gewaltigen Canyons, majestätischen Bergpanoramen und rotem Sandstein bestaunen. Am ersten Tag geht es in komfortablen Abteilen mit exklusivem Service direkt von Moab nach Glenwood Springs – vorbei am steil empor ragenden Garfield, dem farbenprächtigen, 40 Kilometer langen Ruby Canyon sowie dem Colorado River. Nach einer Übernachtung in Glenwood Springs rollt der mit großen Panoramafenstern ausgestattete „Rocky Mountaineer“ weiter nach Denver. Auf dem Weg liegen geschichtsträchtige Highlights, darunter die berühmte Big Ten Curve, bei der die Bahnlinie eine lange Kurve von 270 Grad nimmt und der Kurvenradius der Strecke zehn Grad beträgt, sowie der historische Moffat Tunnel. In den Zwischenwaggons des Zuges lassen sich die Fenster öffnen – optimal für erinnerungswürdiges Fotomaterial und eine frische Brise. Weitere Informationen: www.rockymountaineer.com, www.visittheusa.de