Die Oberbayerischen Städte Bad Reichenhall und Traunstein feiern 2019 das 400-jährige Jubiläum ihrer Soleleitung: Mit Hebewerken und damaligen technischen Neuerungen transportierte die erste Pipeline der Welt Sole von der Reichenhaller Saline zur Verarbeitung in die Kreisstadt an der Traun. Der ideale Anlass also, um einmal die „salzige“ Seite Oberbayerns zu entdecken – am besten auf dem Fahrrad entlang der Salz-Schleife der oberbayerischen WasserRadlWege. Sich die abwechslungsreichen Naturlandschaften östlich der Landeshauptstadt München zu „errradeln“, ist der perfekte, aktive Ausgleich zum Alltagsstress. Die Salz-Schleife stellt die Spuren des Salzes in der Region in all seinen Facetten in den Mittelpunkt. Und bei so viel Salz darf natürlich auch das Wasser nicht fehlen, sei es in seiner reinen Form in den oberbayerischen Flüssen und Seen oder kombiniert mit Hefe, Hopfen und Malz in den zahlreichen Bierbrauereien der Region.
Losgeradelt wird auf den WasserRadlWegen im Herzen von München, bevor die Salz-Schleife Richtung Osten hinaus aus der Landeshauptstadt führt. Auf 360 gesalzenen, aber genussreichen Kilometern geht es durch den Landkreis Erding und die Inn-Salzach-Region über Isen, Inn und Alz bis hin zur österreichischen Grenze in Burghausen. Von dort Richtung Süden, den Grenzfluss Salzach immer im Blick, nimmt man Kurs auf Bad Reichenhall inmitten der schönen Bergkulisse. Anschließend wird der 400-jährigen Soleleitung folgend nach Traunstein geradelt, bevor die Salzroute vorbei an Chiem- und Simssee sowie über Rosenheim durch das Ebersberger Grüne Land wieder Kurs auf München nimmt.
Das Berchtesgadener Land in Oberbayern ist seit jeher eng mit dem Salz verwoben – nicht zuletzt aufgrund der 400-jährigen Soleleitung zwischen der Salz-Handelshauptstadt Bad Reichenhall und Traunstein. Als man im Brunnenschacht der Reichenhaller Saline 1613 auf eine Quelle mit außerordentlich hohem Salzgehalt stieß, wurde schnell klar, dass für die Verarbeitung der Sole nicht nur mehr Platz, sondern auch mehr Brennholz benötigt wird – Rohstoffe, die in Bad Reichenhall nicht mehr verfügbar waren. Die Lösung bot ein riskantes Vorhaben: Eine 32 Kilometer lange Soleleitung ins nahe Traunstein, die die Kreisstadt für kurze Zeit zu einer der bedeutendsten Städte Bayerns machte.
Wer der Region auf der Salz-Schleife radelnd einen Besuch abstattet, der kann dort dem Salz auf den Grund gehen. In der Tiefe des Salzbergwerks im nahen Berchtesgaden taucht man in die Unterwelt ein, in der früher Salz abgebaut wurde, und in Bad Reichenhall lässt sich die Alte Saline bestaunen. Von König Ludwig I. erbaut, drehen sich im Haupthaus noch immer die riesigen Wasserräder vergangener Tage, in deren Geheimnisse die letzten Brunnwarte die Radler einweihen. In Traunstein lockt zudem eine Zeitreise durch die Salinenstadt: Im typischen Kostüm eines Salzmaiers, früher Herr über Salzproduktion und -handel, macht ein Experte die Geschichte des „weißen Goldes“ auf einem Spaziergang zu Salinenkapelle und -häusern, Lindlbrunnen und weiteren Stationen greifbar.
Doch nicht nur die Halte entlang der 400-jährigen Soleleitung machen die WasserRadlWege einzigartig: Zu Beginn der Route lohnt ein Abstecher ins Tal der Isen in die Stadt Dorfen, denn Salz macht ja bekanntlich durstig. Berühmt durch den „Dorfener Bierkrieg“, bei dem sich die Dorfbewohner 1910 gegen die Erhöhung des Bierpreises zur Wehr setzten, laden hier drei Brauhäuser – die Brauerei Bachmayer, der Kellerbräu und der Bräu z’Loh, wo eine Frau hinter den Sudkesseln steht – zu einer kühlen Maß Bier ein. Bei einer Plättenfahrt im historischen Burghausen gleiten Passagiere mit Booten durch die reizvolle Landschaft des Salzachtals. Auf den Plätten, frühere Salzkähne, wurde im Mittelalter das Salz aus den österreichischen Salinen in die Stadt transportiert. Lehrreich wird es im Museum Salz und Moor zwischen Grassau und Rottau – in den Mooren im Chiemgau wachsen sogar fleischfressende Pflanzen.
Im Chiemsee-Alpenland, wo die Salz-Schleife der WasserRadlWege größtenteils entlang des Salinen-Radwegs nach Hallein führt, wurde nicht nur in Traunstein, sondern auch in Rosenheim im 19. Jahrhundert Bad Reichenhaller Sole verarbeitet. Wer in der Salinenstadt Halt macht, trifft auf zahlreiche Überbleibsel der Salzproduktion, beispielsweise das alte Solepumphaus und den Salinbrunnen. Alle, die sich nach vielen geradelten Kilometern nach einer herzhaften Brotzeit sehnen, besuchen die Herrmannsdorfer Landwerkstätten in Glonn, ein Ensemble mit Hausbrauerei, Wirtshaus, Biergarten, Bauernhof, Metzgerei, Käserei, Schnapsbrennerei und Kaffeerösterei, welches für ökologische Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung steht. Sogar Prinz Charles stattete dem Gutshof bei seiner letzten Deutschlandreise einen Besuch ab. Den passenden Abschluss der Salzreise bildet ein Besuch im Deutschen Museum in München. In einem ausgebauten Anschauungsbergwerk können Besucher erleben, wie im 18. Jahrhundert Salz abgebaut wurde.
Das Raderlebnis auf den WasserRadlWegen Oberbayerns bietet der Reiseveranstalter Feuer und Eis Touristik an. Im Programm des Spezialveranstalters für Aktivreisen finden sich zwei individuelle Radreisen entlang der Salz-Schleife: Auf der Salzbuckeltour geht es in neun Tagen bis einschließlich 15. Oktober 2019 auf den Spuren des „weißen Goldes“ durch den Osten Oberbayerns, während beim Salinensprinter in fünf Tagen auf verkürzter Route über Wasserburg geradelt wird. Auf einer fast komplett vom Inn umschlossenen Halbinsel gelegen, lädt die charmante mittelalterliche Altstadt zum gemütlichen Flanieren und Verweilen ein.
Quelle: Tourismus Oberbayern München