Teetrinken ist tief verwurzelt in der japanischen Kultur. Als „Religion der Kunst des Lebens“ und Meditationsübung gilt die Teezeremonie (Japanisch chanoyu oder sado), die seit Hunderten von Jahren praktiziert wird. In Kyoto können Reisende diese Tradition in verschiedenen Tempeln und Teehäusern erleben – eine faszinierende und vor allem entschleunigende Möglichkeit, tiefer in die japanische Kultur einzutauchen.
Japans Kulturhauptstadt Kyoto ist die Wiege der Teezeremonie und zählt diese zu den sieben wichtigsten Künsten Kyotos, die bereits eine Maiko – eine Geisha in Ausbildung – erlernt. Auch heute noch ist die Jahrhunderte alte Tradition in der westjapanischen Stadt quicklebendig und kann vielerorts auch von Reisenden erlebt werden. Wir stellen Tipps für ein Chanoyu in Kyoto vor.
Teezeremonie in Japan: Kurzanleitung
Eine klassische Teezeremonie dauert mehrere Stunden und wird durch ein japanisches Kaiseki-Mahl abgerundet. Mittlerweile gibt es aber auch kürzere Chanoyu in englischer Sprache, die sich vor allem an internationale Besucher richten. In circa 45-minütigen Sitzungen wird das Verfahren vereinfacht durch einen erfahrenen Teemeister erklärt und präsentiert.
Vier Prinzipien des „Teeweges“ beschreiben die Wesenszüge dieses Rituals: Harmonie, Respekt, Reinheit und Stille. Neben der perfekten Zubereitung des Tees, sind auch die harmonische Verbindung zwischen Gast und Gastgeber, die Ästhetik des Raumes, das Betrachten der feinen Teeutensilien und die Ruhe während der Zeremonie ausschlaggebend für eine gelungene Zusammenkunft.
Üblicherweise beginnt eine Teezeremonie mit dem Waschen der Hände und dem Ausspülen des Mundes – eine symbolische Reinigung von allem Negativen. Wie auch in Tempeln und Schreinen üblich, sind vor dem Betreten des Teeraumes die Schuhe auszuziehen. Viele Teestuben der Tempel Kyotos liegen in einem Garten, hier zählt das Beschreiten des Weges dorthin bereits als erster Teil des Rituals. Mit dem fünfmaligen Erklingen eines Gongs bittet der Teemeister die Gäste hinein, welche sich schließlich im Schneidersitz – oder für Geübte im japanischen Fersensitz Seiza – auf dem Boden niederlassen. Anschließend reinigt der Teemeister die für die Zubereitung notwendigen Utensilien wie Teebesen, -schalen und -löffel und erwärmt das Wasser, gefolgt vom Anrühren des Tees (meist Matcha). Der erste oder ranghöchste Gast erhält den ersten Schluck Tee. Nach einer Verbeugung und einem zweimaligen Drehen der Schale wird der Tee probiert und an den nächsten Teilnehmer weitergereicht.
Chanoyu in Kyoto
In Kyoto gibt es zahlreiche Optionen, an einer zeremoniellen Teezubereitung teilzunehmen. Eine gute erste Anlaufstation ist Gion: in Kyotos bekanntem Geisha-Viertel finden sich viele historische Handelshäuser (machiya) und einige der ältesten Teehäuser (ochaya) des Landes.
Das wohl berühmteste Teehaus Kyotos ist das über 300 Jahre alte Ichiriki Chaya, das auch Schauplatz und Kulisse des Filmes „Die Geisha“ aus dem Jahr 2005 ist. Über die Stadtgrenzen hinweg bekannt ist es vor allem auch durch einen Besuch Oishi Kuranosukes, Anführer der legendären 47 Ronin, der hier mehrere Nächte verbrachte. Das Etablissement ist hoch exklusiv, der Zutritt ist nur auf Einladung möglich. Um einen Blick auf das Wahrzeichen mit den markant roten Wänden zu werfen, begibt man sich an die südöstliche Ecke der Shijō Dori und Hanami Koji.
Weniger formell, aber nicht weniger authentisch, geht es bei einer Teezeremonie bei Camellia zu. Teemeisterin Atsuko Mori findet das perfekte Gleichgewicht zwischen Ungezwungenheit und notwendiger Etikette und erklärt Besuchern viel Wissenswertes rund um das Chanoyu auf Englisch und Japanisch. Camellia besitzt zwei Teestuben, das Flower Teahouse in der Ninen-zaka Straße, unweit des Kiyomizu-dera Tempels und das Garden Teahouse nahe des Ryoan-ji Tempels, ausschließlich für private Teezeremonien. Teilnahme in einer Gruppe ab 3.000 Yen pro Person (25 Euro), private Vorführungen ab 8.000 Yen (66 Euro).
Zu einem klassischen Matcha-Tee reicht man übrigens ein kleines Konfekt, ein sogenanntes Wagashi. Diese sehr süße Beigabe wird vor dem Tee gegessen und soll eine Balance im Zusammenspiel mit dem eher bitter schmeckenden Matchatee schaffen.
Im Theater Gion Corner zeigen Maikos und Geikos (Kyoto Dialekt für Geisha) regelmäßig einstündige Vorführungen der sieben klassischen darstellenden Künste der Stadt: neben der Demonstration der Teezeremonie beinhalten diese auch die klassische japanische Komödie (Kyogen), den Kyomai-Tanz, eine Gagaku-Darbietung (Musik des Kaiserhofs), eine Performance der Koto-Harfe, Puppentheater (Bunraku) sowie Blumenarrangement (Ikebana). Die Shows finden täglich um 18 und 19 Uhr statt, zwischen Dezember und der zweiten Märzwoche nur freitags bis sonntags und an Feiertagen. Ticket gibt es ab 3.150 Yen (26 Euro). Separate Teezeremonien auf Englisch sind ebenfalls buchbar.
Der Silberne Pavillon, Ginkaku-ji, im Nordosten Kyotos gilt als die Geburtsstätte der japanischen Teezeremonie. Der Tempel wurde 1482 nach Vorbild des Goldenen Pavillons und als Altersruhesitz für Ashikaya Yoshimasa errichtet. Im Alter widmete sich der Shogun zeitgenössischer Kultur und auch dem Studieren der Teezeremonie. Besucher finden im Togu-do-Gebäude einen Teeraum, dessen schlichte Inneneinrichtung als Vorbild für alle heutigen, typischen Teezimmer gedient haben soll. Hinter dem Gebäude gibt es eine Süßwasserquelle, aus welcher Yoshimasa einst das Wasser für seinen Tee schöpfte. Öffnungszeiten täglich 8:30 bis 17 Uhr (im Winter 9 bis 16 Uhr), Tickets sind für 500 Yen (circa 4 Euro) erhältlich.
Wer mehr über die Geschichte des Tees in Kyoto erfahren möchte, kann das Nomura Kunstmuseum besuchen. Seine Exponate umfassen historische Teewerkzeuge, aber auch Keramiken und japanische Lackkunst. Das Museum öffnet dienstags bis sonntags, zwischen 10 und 16:30 Uhr.
Feinsten Tee und beste Aussichten auf die Stadt von oben bietet das Kyo Hayashiya. Das Süßwarencafé liegt im sechsten Stock des Takase Gebäudes und blickt auf eine über 250 Jahre alte Tradition zurück. Zu den Spezialitäten des Hauses zählen unter anderem Matcha Parfait, grüner Baumkuchen und eine große Auswahl an japanischen Teesorten, die auch im angeschlossenen Shop als Mitbringsel erworben werden können.
Erfrischend besonders in den Sommermonaten ist das Matcha-Softeis, das in Kyoto bei verschiedenen Straßenhändlern, Shops und Restaurants angeboten wird. Das tiefgrüne Eis schmeckt wie der Tee selbst würzig-herb und ist in verschiedenen Varianten, wie zum Beispiel als halb-halb mit Vanilleeis, zu haben.
Quelle:Kyoto Tourismus