Das Kloster Disentis in Graubünden, Ostschweiz, reicht in seinem Ursprung bis ins Jahr 614 zurück – im Jahr 2014 feierten die Benediktinermönche von Disentis 1400 Jahre „Stabilitas in Progressu“ – „Beständigkeit im Voranschreiten“. Im Umfeld der iroschottischen Wandermönche kam der fränkische Sigisbert rheinaufwärts und errichtete in der unbewohnten Gegend der «Desertina» eine Einsiedelei. Hier gründete er mit Unterstützung des Einheimischen Placidus das Kloster Disentis. Seither lebten im Kloster durchgehend Benediktinermönche. Heute zählt die Klostergemeinschaft 28 Mönche.
Klosterkirche und Klosteranlage – ein Meisterwerk des Barocks
Die großzügige Barockanlage des Benediktinerklosters beherrscht mit der Klosterkirche und ihren beiden Kuppeltürmen majestätisch die Tal-Ebene von Disentis. Die Klosterkirche St. Martin ist von hohem kunsthistorischen Wert und ein Kulturgut nationaler Bedeutung. Laut Schweizerischem Kunstführer GSK stellt sie einen der frühen Wandpfeiler-Emporen-Räume in der süddeutschen barocken Kulturregion dar und ist eine einmalige Architekturleistung Vorarlberger-Schule: 1685, unter Abt Adalbert II. de Medel, brach man die alten Klosterbauten und die Martinskirche ab. Der Klostertrakt im Süden und der nach Norden abzweigende Querflügel wurden nach Plänen des Vorarlberger Laienbruders Caspar Moosbrugger aus Au (Bregenzerwald) neu gebaut.
Im Mittelalter war Disentis ein Passkloster mit drei Kirchen. Heute sind hiervon die sichtbaren Ausgrabungen im Innenhof, der Chor der Marienkirche sowie ausgestellte Funde im Klostermuseum erhalten. Seit November 2015 können auch die Fundamente der Ursprungskirche besichtigt werden. Mit dem Klosterneubau im 17. und 18. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Gebäudelandschaft durch eine «imposante barocke Kirchenburg» ersetzt. Die Klosterkirche St. Martin wurde einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Seit November 2016 erstrahlen die Südfassade und die Türme der Klosterkirche in neuem Glanz. Jetzt in den Jahren 2018/2019 findet die Innenrestauration statt, die Ost- und Nordfassade wurde im Jahr 2017 restauriert.
Museum Kloster Disentis – Wertvolle Schätze aus 1400 Jahren
Kunst und Kultur wird auch im Museum des Klosters Disentis in vielfältiger Form sichtbar. Im ehemaligen Kapitelsaal sind sakrale Kunstwerke ausgestellt, die sonst in Sakristeien verborgen liegen. Die ältesten Altargeräte, Gewänder und Statuen reichen bis in die Zeit um 1200 zurück. Ein zweiter Raum gibt einen Überblick über die Geschichte der Abtei Disentis. Zeugen sind u.a. die frühmittelalterlichen Stuckfragmente, die erste Mitra eines Disentiser Abtes oder ein Foliant mit gregorianischen Choralmelodien. Eine Sonderausstellung zeigt ausgewählte Beispiele aus der Sammlung der griechischen und russischen Ikonen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Besondere Kostbarkeiten stellen eine 28-teilige russische Festtagsikone und ein sogenanntes Athoskreuz des Georg Laskaris von 1569 dar.
Gastfreundschaft seit 1400 Jahren
Das Kloster Disentis ist seit jeher ein Ort der Einkehr und Gastfreundschaft. Nach einer Klosterführung oder dem Museumsbesuch lädt die Stiva St. Placi zum gemütlichen Ausklang des Klosterbesuchs ein. Das Angebot erstreckt sich vom reichhaltigen Frühstück über ein feines Tagesmenü am Mittag bis zur zünftigen Vesper oder Kaffee und Kuchen.
In der Klostergastronomie werden viele klostereigene und regionale Produkte verarbeitet. Der verpachtete Klosterhof Sala Plauna liefert täglich feinste Biomilch, die in der Sennaria zu Käse und Joghurt verarbeitet wird. Das Klosterbrot backt Klosterbruder Gerhard, ebenso wie die feine Nusstorte und das Birnenbrot, welche im Klosterladen verkauft werden.
Einkehr im Kloster heißt auch sich zurückziehen können, Ruhe und Inspiration finden. Im Kloster auf Zeit finden Männer allen Alters und jeglicher Konfession einen Ruhepol und neue Inspiration. Die Mönchsgemeinschaft lädt dazu ein, für einige Zeit mit ihnen zu leben und teilzuhaben am Tagesablauf der Mönche im Kloster.
Auch Unternehmen, Universitäten und weitere Interessengruppen finden im Kloster Disentis eine besondere weltliche Form des Rückzugs. Das Kloster verfügt über eine Vielzahl von modern ausgerüsteten Tagungsräumen für jede Gruppengröße. Das Klausur- und Kulturzentrum unter Führung von Cellerar Silvio Bernasconi bietet einen Rundum-Service vom Catering über die Raumeinrichtung und Dekoration bis zur Übernachtung im Gästehaus des Klosters.
Quelle: Klösterreich