Vor 400 Jahren feierten Siedler das erste englische Thanksgiving-Fest auf amerikanischem Boden – Bundesstaat Virginia ist historische Schatztruhe der Nation
Am 28. November feiern die USA ihr wichtigstes Familienfest. Anders, als viele glauben, wurde das erste englische Thanksgiving auf amerikanischem Boden jedoch nicht in Plymouth, Massachusetts, gefeiert. Ein zwei Jahre früher stattfindendes Dankesfest ist aus dem Jahr 1619 in Virginia überliefert: Am Ufer des James River priesen 38 englische Siedler auf der Berkeley Plantage den „Day of Thanksgiving to Almighty God“ und gelobten, ihn nunmehr jedes Jahr zu feiern. Sie widmeten das Fest ganz dem Dank für die erfolgreiche Überfahrt, die um die Jahreszeit durch die raue See und die Kälte nicht ungefährlich war.
1963 würdigte Präsident John F. Kennedy in seiner Thanksgiving-Rede erstmals offiziell die Bedeutung der Ereignisse in Virginia. Aus dem kirchlichen Fest mit religiösem Hintergrund hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst eine feste Tradition etabliert. Virginia, eine der ersten englischen Kolonien auf amerikanischem Boden, gilt zugleich als eine Region, in der ein Großteil der Geschichte der USA ihren Ursprung hat. So erinnern in dem Bundesstaat besonders viele historische Schauplätze daran, dass das heutige Amerika das Erbe seiner Gründerväter, seiner Revolutionäre, aber auch das der ersten amerikanischen Siedler ist. Im „Historic Triangle“ aus den Orten Williamsburg, Jamestown und Yorktown lässt sich dies auf vielfältige und eindrückliche Weise erleben.
Williamsburg: Leben wie in der Kolonialzeit
Denkmalschutzvereine und die öffentliche Hand restaurierten Teile der einstigen Hauptstadt Virginias, Williamsburg. Daraus ging das Freilichtmuseum Colonial Williamsburg hervor, laut Forbes einer der „Best Places to Travel in the US in 2019“. Kolonialgeschichte wird hier authentisch und unmittelbar erlebbar: Schauspieler in historischen Kostümen stellen geschichtliche Ereignisse und den Alltag früherer Zeiten nach. Prunkvolle nachgebaute Villen, nachgestellte Szenen zwischen Governor und aufgebrachten Siedlern im Rathaus, Kutschenfahrten, Feste im Stil der Siedlerzeit, der Besuch in einem Sklavenviertel und ein Restaurant, das Siedlerküche serviert, sorgen dafür, dass Besucher tatsächlich in die Geschichte des Ortes eintauchen können.
Jamestown: Ausgrabungsstätte der ersten englischen Siedlung
1607 begründeten die Engländer mit Jamestown ihre erste dauerhafte Siedlung in der neuen Welt. Hier fand vor 400 Jahren auch die erste gesetzgebende Versammlung von Bürgern in der Geschichte der USA statt. Heute ist der Ort eine Ausgrabungsstätte und als Historic Jamestowne der Öffentlichkeit zugänglich. Archäologen führen durch die Überreste von Jamestown und geben eine geschichtliche Einordnung der erhaltenen Fundstücke und Artefakte. Sie gelten als bedeutsam, um die Lebensweise der frühen Siedler zu erklären. Szenen aus deren Leben werden vor Ort nachgestellt. Eine Ausstellung arbeitet die Anfänge des wirtschaftlichen Lebens angesichts der entstehenden Fabriken, Bäckereien und des Handwerks auf sowie den Einfluss der Kolonien auf die Kultur der indigenen Bevölkerung. Im benachbarten Freilichtmuseum Jamestown Settlement können Besucher persönlich in die Vergangenheit eintauchen. Ein neu geschaffenes 4D-Kino versetzt sie zudem mitten hinein in einen Aufstand der Siedler gegen die englische Herrschaft.
Einst Handelshafenmetropole – heute Revolutionsgedenkstätte und Kulturerbe
In der einst wichtigen Hafenstadt Yorktown, 1691 errichtet, stehen besonders viele geschichtsträchtige Gebäude. Alte Kaianlagen und Hafenbecken, Warenhäuser und Lagergebäude erinnern an die frühere Bedeutung als Handelsstadt mit Umschlagshafen. In Yorktown fand die entscheidende Schlacht im Unabhängigkeitskrieg am 19. Oktober 1781 statt, bei der die Kolonien die britischen und französischen Herrschaftsmächte besiegten. Museen wie das American Revolution Museum, Yorktown Victory Center und das Yorktown Battlefield sowie Gedenktafeln in der ganzen Stadt bereiten die Chronologie der Ereignisse auf, die für die weitere politische und kulturelle Entwicklung richtungsweisend waren.
Colonial Parkway
Eine 37 Kilometer lange idyllische Ferienstraße verbindet Historic Jamestowne, Colonial Williamsburg und Yorktown miteinander. Entlang der Route ergänzen die unverwechselbaren Küsten- und Flusslandschaften Virginias die historischen Orte um faszinierende Naturerlebnisse. Der Colonial Parkway wird vom National Park Service verwaltet.
Quelle: Capital Region USA