Auf den höchsten Hügeln thronen die weißen, von Mauern umgebenen Städte der Region Alentejo. Spuren zeugen bis heute deutlich von der Besiedlung durch Römer, Mauren und Christen. Évora ist unter den vielen charmanten historischen Städtchen der Region die wohl Beeindruckendste. Ein Spaziergang durch das historische Zentrum ist vergleichbar mit einem begehbaren Geschichtsbuch, das Besucher in längst vergangene Zeiten eintauchen lässt. Vollkommen zu Recht ist das Stadtzentrum seit 1986 Teil des UNESCO Weltkulturerbes.
Die Gründung von Évora geht auf die Kaiserzeit zurück. Wie ein Ring umschließt die Stadtmauer den Stadtkern mit seinen historischen Baudenkmälern aus mehr als zwei Jahrtausenden: Der gut erhaltene Diana Tempel mit seinen beeindruckenden monumentalen Säulen zeugt bis heute vom römischen Erbe. Gleich daneben steht die prächtige gotische Kathedrale Sé. Im Jahr 715 eroberten die Mauren Évora und erbauten in der Stadt eine Burg sowie eine Moschee. Im Jahr 1165 nahm Geraldo sem Pavor (übersetzt ins Deutsche: Gerald ohne Furcht) die Stadt im Auftrag des portugiesischen Königs Afonso Henriques ein. Mit Unterstützung des Ritterordens von Avis wurden die Mauren endgültig aus Évora vertrieben. Aus dieser Zeit stammt auch die imposante Stadtmauer, die bis heute hervorragend erhalten ist.
Schaurig schön anzusehen ist die Knochenkapelle „Capela dos Ossos“, die Besucher an der Tür mit dem Spruch „Wir Knochen, die wir hier versammelt, warten auf deine“ empfängt. Mehr als 5.000 Totenschädel und Gebeine zieren die Wände und Säulen der Kapelle. Die menschlichen Überreste stammen größtenteils aus dem 16. Jahrhundert und wurden vom nahegelegenen Friedhof in die Kapelle getragen. Damals waren die Friedhöfe an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen und die Idee der Knochenkapelle entstand aus der Not heraus, um den menschlichen Überresten eine würdevolle letzte Ruhestätte zu gewähren.
Die beste Art und Weise, Évora zu entdecken, ist zu Fuß durch die schmalen Gassen mit den weißen Häusern zu streifen. So können die Reisenden die Baudenkmäler mit all ihren Details und den Charme der Stadt am besten genießen. Diesem verfielen bereits die portugiesischen Könige, die die Stadt im 15. Jahrhundert als Wohnsitz auswählten. Der Platz Praça do Giraldo ist der zentrale Treffpunkt und damit das Herzstück von Évora. Cafés mit Terrassen, kleine Geschäfte mit schattenspendenden Arkadengängen und Bänke, umsäumt von herrschaftlichen Häusern, laden zum Verweilen ein. Besonders von den Bänken rund um den imposanten Marmorbrunnen, dessen acht Wasserstrahlen, die die acht Straßen darstellen, die zum Praça do Giraldo führen, und der vor der Kirche Igreja de Santo Antão steht, hat man einen wunderbaren Blick über den gesamten Praça do Giraldo.
Quelle: Alentejo