Djursland ist Jütlands „Nase“: eine kompakte Halbinsel am Kattegat, die auf kleinstem Raum alles besitzt, was abwechslungsreiche Familienferien garantiert: Ferienhäuser jeden Standards, kinderfreundliche Ostsee-Sandstrände und eine eigenartige Dichte von Erlebnis-Institutionen für Groß und Klein, die zu unvergesslichen Erinnerungen werden.
„Und wenn das Glas bricht?“ So ganz geheuer ist Lara der Tunnel im Kattegatcenter von Grenå nicht: Nur sechs Zentimeter Glas trennen das kleine Mädchen von den Giganten der Meere, die über ihr im Haifischbecken schwimmen: drei Meter lange Sandtigerhaie und riesige Rochen – hautnah. Erst, als die Dreijährige einen Taucher im Wasser entdeckt, weicht die Anspannung. Der Mann in Neopren füttert die Großfische und greift dann zum Mikro: Anschaulich erzählt er den Kindern, wie Haie leben und jagen, und beantwortet ihre Fragen. Noch näher ran geht’s zwei Mal täglich im Oceanarium-Becken. Nach einer kurzen Einweisung können Urlauber ab zwölf Jahren hier bei geführten Tauchgängen mit Dorsch, Steinbutt, Meeraal und Köhler das Wasser teilen.
Seit 1993 präsentiert das Kattegatcentret die Welt unter Wasser als multimediales Erlebnis für alle Sinne. So vermittelt eine Spezialbrille im 3D-Film zum Leben im tropischen Meer das Gefühl, sich auf dem Meeresboden zwischen Korallen und farbenprächtigen Fischen zu bewegen. Im Anfassbecken lassen sich Rochen und Stör, Seesterne und Krebse berühren; die Science-Ausstellung lädt ein, mit Wellen, Strömung und Schleusen zu experimentieren. „Sally“ und andere Seehunde tummeln sich in der Lagune und zeigen bei der täglichen Fütterung um 12 Uhr kleine Kunststücke.
Deutlich mutiger ist Lara im Skandinavisk Dyrepark. Immer wieder läuft sie den Bärensteg entlang und beobachtet fasziniert, wie zwei junge Bären im See miteinander kämpfen. Kein Glas, kein Zaun trennen das Mädchen von den braunen Gesellen im Bärenpark. Vom Steg über dem Wolfspark entdeckt Lara die Verstecke der Wölfe – und blickt direkt einer Wolfsmutter in die Augen. Polarfüchse und Rotwild leben auf offenen Wiesen, Elche, Füchse und Rehe im offenen Wald. 300 Tiere und Vögel aus 20 nordischen Arten haben im 30 Hektar großen, privaten Tierpark ihre Heimat. Geduldig lässt sich das Damwild von Lara streicheln.
Action und Exoten verbindet Ebeltoft Zoo & Safari. Auf dem Rücken von Åke, dem Kamel, hat Lara den besten Überblick über die 120 Tierarten, die der private Zoo aus den vier Kontinenten Afrika, Asien, Europa und Südamerika zeigt. Gerade startet eine Jeep-Safari zu den großen Tieren der Savanne. Wenige Schritte vom Spielplatz entfernt präsentiert Falkner Hans die Flugkünste der bengalischen Ohreule Oliver und des Adlerweibchens Karen. Im Kinderzoo streicheln Steppkes Zicklein und Kaninchen. Überall im Gelände tummeln sich Kapuzineräffchen. Was im Randers Fjord kreucht und fleucht, lässt sich im Fjordcentret Voer Faergested mit Aquascope und Kanu am und auf dem Wasser entdecken. In der Hauptsaison können Besucher dienstags bis freitags beim Einholen der Netze mithelfen.
Ein rund 100 Jahre alter Lokschuppen beherbergt das Djurslands Jernbane Museum. 2.000 Exponate aus der Eisenbahngeschichte sind hier ausgestellt – persönliche Gegenstände von Reisenden ebenso wie das Kontor eines Stationsvorstehers aus Urgroßmutters Zeiten. Am alten Bahnhof in Allingåbro darf Lara selbst ihr Gefährt zur Reise in die Vergangenheit auswählen: mit einer Draisine 27 Kilometer lang auf einstigen Eisenbahnschienen entlang ruckeln, im Oldtimerbus aus den 50-er Jahren kutschieren, mit dem Bummelzug zum Regenwald von Randers Regnskov fahren oder die Kinder-Minibahn steuern. Am Abend lädt das Eisenbahnmuseum stilgerecht zur Nacht: mit einem Bett im Schlafwagen. In offenen Waggons ruckelt und rattert im kleinen Ort Stenvad die Schmalspurbahn „Törvegrisen“ 2,5 Kilometer lang zum Stenvad Mosebrugscenter. Das Erlebnismuseum im Moor, ein Beschäftigungsprojekt der Kommune Nørre Djurs, zeigt anschaulich, wie um 1914 Torf gewonnen und Torfbriketts hergestellt wurden – im „Kindermoor“ für den Nachwuchs zum Ausprobieren.
So wie dort lädt Djursland an vielen Orten zur Reise in die Vergangenheit. Nur Kanonendonner und Pulverdampf fehlen auf der Fregatte „Jylland“ – und natürlich der Seegang, denn das längste Holzschiff der Welt liegt im Hafen der Mittelalterstadt Ebeltoft im Trockendock und lässt sich in Kielhöhe von allen Seiten anschauen. Auf dem Mannschaftsdeck schliefen einst 400 Mann. Wie sie einst in den Hängematten lagen, zu acht an der „Back“, den Holztischen tafelten oder die 30 Kanonen auf dem Batteriedeck luden, zeigen 23 Figuren. Auch der Königssalon, den die königliche Familie auf ihren Schiffsreisen bewohnte, wurde restauriert.
Abends ziehen schwarz gekleidete Männer mit Schlagstock und Leuchte durch die Kopfsteingassen der Kleinstadt. Nachtwächter in traditioneller Tracht. Während sie im 18. Jahrhundert stündlich die Straßen der Stadt patrouillierten und singend verkündeten, was die Uhr geschlagen hat, bildet ihre abendliche Runde heute den wohl stimmungsvollsten Abschluss eines Sommertages. Auch in der Vorweihnachtszeit ertönt der Gesang der Nachtwächter in den alten Gassen.
Bei den „Abenteuernächten“ auf Clausholm Slot erhellt nur flackernder Kerzenschein die Gänge, Säle und Gemächer des Barockschlosses. Jedes Jahr im Juli erwachen hier, sobald es dunkel ist, Geister, Gespenster und andere übernatürliche Wesen. Auch die Tochter der Großkanzlers Conrad Graf Reventlow, Königin Anne Sophie, soll im Schloss umhergehen… Die Abenteuernächte enden mit einem Festfeuerwerk kurz vor Mitternacht.
Wie unterschiedlich die Lebenswelten von Adel und Bauerntum einst waren, zeigen zwei Museen auf Gammel Estrup. Das Herrensitzmuseum präsentiert die Blütezeit des dänischen Adels während mehr als 600 Jahren; das Landwirtschaftsmuseum die weltgrößte Sammlung von Landwirtschaftsmaschinen. In der Plantage wachsen fast vergessene dänische Apfelsorten, auf den Weiden grasen alte Haustierrassen von Ziegen, Schafen, Hühnern und Kühen. Von April bis September lockt Gammel Estrup fast jedes Wochenende mit Festen und Veranstaltungen – vom Kammermusikfestival und Wettbewerb im Pflügen bis zu Schafs- und Honigtag oder Erntefest.
Plötzlich wird Lara aufgeregt. Sie hat das Djurs Sommerland entdeckt, Djurslands größten Familienpark mit mehr als 60 Attraktionen – rasante wie die Achterbahn Thors Hammer, die mit Tempo 60 über Berg und Tal saust, und das Rafting auf dem Rio Grande – aber auch ruhige wie eine Partie Minigolf. Die Kleinsten fühlen sich in der Märchenwelt „Lilleputland“ wohl. Immer wieder dreht Lara eine Runde im „Karlos ballongynge“-Karussell.
Das schönste Ferienvergnügen findet Lara jedoch bereits wenige Schritte vom Ferienhaus entfernt: weiße Sandstrände und flache Fluten. An vielen Stränden weht die blaue EU-Umweltflagge als Zeichen für sauberes Wasser und gute Einrichtungen wie Toiletten und Duschen. Kormorane und Seeschwalben gleiten über das Meer. In hohen Watstiefeln stehen Angler in der Brandung auf der Jagd nach Makrelen. Lara läuft die Küste entlang, sammelt Steine und lässt sie über das Wasser hüpfen. Dann verteilt sie ihre Kleidung im Sand und planscht in der Ostsee. Jetzt kann nicht einmal mehr die Aussicht auf ein Eis die Kleine aus dem Wasser locken. Quelle: Hilke Maunder