Den 8. Oktober 2018 haben sich die Bewohner La Gomeras schon lange im Kalender markiert – denn dann feiern sie ihre Schutzpatronin, die Heilige Jungfrau von Guadalupe, mit der „Bajada de la Virgen“. Und auch für Touristen lohnt sich eine Reise zu dieser Zeit ganz besonders, da sie hier ein für die Insel typisches Spektakel miterleben können, das nur alle fünf Jahre stattfindet. Auf einem mit Blumen und bunten Fahnen geschmückten Schiff reist die 25 Zentimeter große, dunkle Marienstatue aus der Kapelle von Puntallana, nördlich von San Sebastián gelegen, in die Hauptstadt der Insel. Dort wird sie von einer prunkvollen Prozession an Land gebracht, die, begleitet von Musikgruppen, Tänzern und Tausenden von Schaulustigen, durch die Stadt zieht. Die jubelnden Anwohner werfen Blütenblätter auf die vorbeiziehenden Feiernden. Seit 1968 wird die Marienfigur nach einem mehrtägigen Aufenthalt in San Sebastián von einer Prozession weiter in die anderen Gemeinden der Insel begleitet, bevor sie am 12. Dezember in die Kapelle von Puntallana zurückgetragen wird. Die Statue der Heiligen Jungfrau von Guadalupe ist die einzige Heilige der Kanarischen Inseln, die über das Meer zu ihrem Bestimmungsort gebracht wird – auf den anderen Inseln nehmen die Prozessionen den Landweg.
Die Bajada am 8. Oktober ist das Highlight der Fiestas Lustrales, die bis Mitte Dezember andauern und mit einem bunten Programm aus insgesamt 60 kulturellen Veranstaltungen, 35 Sportwettbewerben und 20 Ausstellungen und Konferenzen zeigen, dass sie mehr als nur eine religiöse Zeremonie sind. Dazu zählen Konzerte von internationalen Stars wie Juanes oder Elvis Crespo, Auftritte von lokalen Musikgruppen und Orchestern, Theateraufführungen, Nachtwanderungen und Radtouren, Fußball- und Tennisturniere und vieles mehr. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.
Die Legende, auf der das Fest der Jungfrau von Guadalupe basiert, stammt aus dem 16. Jahrhundert, als Seeleute auf dem Weg nach Amerika vor der Küste La Gomeras helles Licht aus einer Höhle scheinen sahen. Das Schiff legte an und die Matrosen fanden in der Höhle eine kleine Marienstatue, die sie mit an Bord nahmen. Nachdem sie wieder Fahrt aufnahmen, war das Schiff kaum noch zu steuern und wurde von einem Schwarm Möwen attackiert – ein Zeichen für die Seeleute, die kleine Figur wieder in die Höhle zurückzubringen. Im nahegelegenen Hafen von San Sebastián de La Gomera berichteten sie von ihren Erlebnissen, worauf die Autoritäten der Stadt an der Höhle in Puntallana eine Wallfahrtskapelle errichten ließen, die die berühmte Marienstatue bis heute beherbergt.
Quelle: La Gomera