Es ist das ureigenste Gesetz der Marktwirtschaft: Nachfrage und Angebot führen zu einem marktgerechten Preis. Nach der Air-Berlin-Pleite bleiben vorerst 80 der 140 Maschinen der aufgeteilten Fluggesellschaft am Boden, so dass täglich bis zu 60.000 Sitzplätze fehlen.
Das gilt vor allem im innerdeutschen Flugverkehr. Wie der Verband Deutsches Reisemanagment (VDR) berichtete, registrierten die Unternehmen Preissteigerungen von – in der Spitze – bis zu 50%. Seit Wegfall der Air-Berlin-Flüge haben sich die Preise auf Kurzstrecken um durchschnittlich 26% und am Wochenende sogar um 39% erhöht. Der Grund hierfür ist darin zu sehen, dass die Lufthansa auf den innerdeutschen Verbindungen nun weitgehend allein unterwegs ist und die Nachfrage kaum abdecken kann. Das Unternehmen selbst sagte hierzu, dass die Preissteigerungen allein aufgrund des geringeren Angebots zustandegekommen sind, denn an der Preisstruktur habe man nichts verändert.
Hierzu muss man wissen, wie das quasi vollautomatische Buchungssystem aufgebaut ist. Dieses umfasst 26 verschiedene Preisklassen, wobei die günstigsten Preise am Anfang, also weit vor dem Flugtermin, abgerufen werden. Mit zunehmendem Ausbuchungsgrad steigen dann auch die Preise, die letzten Tickets werden zu Höchstpreisen verkauft. Aktuell führt dies dazu, dass die Flüge aufgrund der geringeren Kapazitäten viel schneller ausgebucht sind und die Computer die Preisklassen schneller ausreizen können – am Ende zahlt der Fluggast eben mehr.
Aus Sicht der Reisenden etwas besser präsentieren sich die Mittelstrecken. Hier sind noch zahlreiche Billigflieger und auch die nationalen Fluggesellschaften der Zielländer unterwegs, so dass sich die Preise hier moderater verhalten.
Insgesamt wird sich die Lage erst dann verbessern, wenn die Zerschlagung von Air Berlin durch das Kartellamt und die EU-Behörden endgültig abgesegnet ist. Dann möchte Easyjet, die einen kleineren Teil vom Air-Berlin-Kuchen erhielt, die erworbenen Kapazitäten nach und nach auf dem Markt bringen, und dann ist auch damit zu rechnen, dass kleinere Anbieter wie etwa Germania oder Condor, ihre Kapazitäten den neuen Marktgegebenheiten angepasst haben, denn natürlich können diese Fluglinien aus ihrem Bestand nicht die Nachfrage abdecken, die der Wegfall der einst siebtgrößten europäischen Fluglinie verursacht hat.
Experten gehen davon aus, dass erst in der zweiten Hälfte 2018 ein solcher Wettbewerbsdruck entstehen wird, die zu nachgebenden Preisen führen könnten. Bis dahin müssen vor allem die Unternehmen leiden, die auf Flugverbindungen von dezentralen Airports abseits der großen Spots angewiesen sind. Auch Privatreisende werden ausgerechnet zu den Weihnachtsferien tiefer als sonst in die Tasche greifen müssen. Spitzenreiter werden wohl Mallorca-Urlauber sein, die 40% mehr als vor einem Jahr auf den Tisch legen müssen.