Gute und schlechte Nachrichten für deutsche Bahnreisende! Zwischen Berlin und München gibt es künftig eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, die ein ICE-Sprinter künftig in weniger als vier Stunden zurücklegen kann. Wenn in beide Richtungen täglich 3 Züge fahren, halten diese nur Halle, Erfurt und Nürnberg und sind schon nach 3:55 Stunden am Ziel. Daneben werden weiterhin „normale“ ICEs verkehren, die an den gewohnten Bahnhöfen halten und für die Distanz dann 90 Minuten mehr benötigen.
Vor allem für Geschäftsreisende wird diese Verbindung zwischen der deutschen Hauptstadt und der bayrischen Metropole noch attraktiver, zumal nach der Pleite von Air Berlin und der Übernahme der vormals zweitgrößten Luftfahrtgesellschaft durch den Markführer Lufthansa schon jetzt spürbare Verteuerungen bei den Flugverbindungen festzustellen sind. Die Bahn selber rechnet mit bis zu 3,6 Millionen Reisenden auf dieser Strecke pro Jahr, was einer Verdoppelung entspräche.
Profitieren werden von der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke auch Erfurt, Halle und Nürnberg. Die Thüringer Landeshauptstadt soll zu einem neuen „Drehkreuz“ in Mitteldeutschland werden. Ab Dezember sollen ICEs stündlich in alle vier Himmelsrichtungen starten, Hamburg, Berlin, Leipzig und Frankfurt am Main sind dann quasi jederzeit direkt zu erreichen. Auch Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt wird den Bahnkunden dann zweistündlich Direktverbindungen nach München, Nürnberg und Berlin anbieten, ebenso wird Hamburg besser erreichbar sein. Auch die dritte Sprinterstation Nürnberg wird profitieren. Berlin ist künftig in 2:50 Stunden erreichbar, nach Erfurt dauert es ein wenig mehr als 60 Minuten. Alle drei Sprinterstationen gewinnen dadurch an Attraktivität, dass normale ICEs bis zu 100 Minuten schneller sein werden.
Andere deutsche Großstädte, die nicht direkt an der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke liegen, profitieren von dieser zumindest indirekt. So wird das deutsche Bankenzentrum Frankfurt am Main in Zukunft über mehr Direktverbindungen in die Hauptstadt Berlin verfügen, allerdings verlängern sich dabei die Fahrzeiten um bis zu 10 Minuten. Von Hamburg aus werden mit dem neuen ICE 4 Stuttgart und München direkt angesteuert. Auch auf diesen Strecken verkehren täglich mehr als 10.000 Bahnkunden pro Tag.
Mit dem neuen Fahrplan ab Mitte Dezember werden sich aber auch die Preise erhöhen. Die Bahn lässt sich die Investitionen auf der Strecke Berlin-München und die damit einhergehenden Zeiteinsparungen gut bezahlen. Im flexiblen Tarif sind hier künftig 150 € fällig, was ein sattes Plus von 13,6% ist. Im Schnitt steigen die Preise um moderate 0,9%.
Neben den Reisenden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke sind vor allem diejenigen betroffen, die kurzfristig verreisen müssen, da dann keine Sparpreise genutzt werden können. Letztere sollen auch weiterhin bei 19,90 € anfangen. Fahrten zum vollen Preis werden dagegen im Schnitt um 1,9% teurer, in der ersten Klasse sogar um 2,9%. Nach Angaben der Bahn sind aber nur 10% aller Reisenden sog. Vollzahler. Im Wettbewerb mit Bus und Flugzeug werden nämlich immer wieder Kunden mit Sparpreisaktionen angelockt. So wurden seit Sommer 2016 mehr als 10 Millionen solcher verbilligten Fahrkarten verkauft, was nach Angaben der Bahn vor allem bei Schülern und Studenten auf gute Resonanz gestoßen sei.
Die Preise für die Bahncard 25 und 50, mit der es 25% bzw. 50% Rabatt gibt, bleiben unverändert. Die Bahncard 100, mit der ein Jahr lang alle Züge pauschal genutzt werden dürfen und die deshalb besonders bei geschäftsreisenden Vielfahrern beliebt ist, kostet mit in der 2. Klasse mit 4270 Euro künftig 80 € mehr.
Gerade vor Feiertagen will die Bahn die zu erwartenden Reisewellen dadurch ein wenig „glätten“, indem im Vorfeld Tickets an manchen Tagen um 4,9% billiger verkauft werden. 2017 gab es am Ostermontag oder am Freitag vor dem Einheitswochenende vielerorts total überfüllte Fernzüge. Anscheinend reichte der bisherige „Vorfeiertagsrabatt“ von 2,9% nicht aus, um die Reiseströme besser zu verteilen.
Von den Preiserhöhungen der Bahn zu trennen sind die Preisentscheidungen der einzelnen Verkehrsverbünde, die Busse und Bahnen betreiben. Einzeltickets für den Nahverkehr werden im Durchschnitt 2,4% teurer.
von Stefan Höhm (sh)