Im malerischen Weinort Hohenhaslach im Landkreis Ludwigsburg lockt jetzt ein 4,5 Kilometer langer Weitblickweg Wanderer und Naturliebhaber mitten in den Weinbergen in einen einzigartigen Raum, der zum Nachdenken über die Grundfragen des Lebens anregt. An jeder der sechs Stationen befindet sich ein begehbares Kunstwerk: Weinstock, Kelch der Hoffnung, „Glücklicher leben“, Himmelstreppe, Kelch der Dankbarkeit und Freude, Blickwechsel und Weitblick auf Zeit. Geschaffen hat sie der durch ähnliche Arbeiten im öffentlichen Raum bekannte Tübinger Künstler Martin Burchard. Durchwandert ist die Strecke in einer Stunde, einplanen sollte man allerdings besser zwei bis drei Stunden.
Entlang des Weges stehen Texttafeln mit jeweils einem kurzen Impuls, der zum Nachdenken anregen soll. Die Konzeption ist so ausgelegt, dass weite Teile der Bevölkerung aus allen Bildungsmilieus erreicht werden. Die variable Lesart, die Kunstwerke zu interpretieren, ist dabei Programm. Was der Skulpturenweg thematisch aufgreift, den Weinstock, den Kelch oder die Rebe etwa, bringt der Wanderer unwillkürlich mit dem Weinbau in Verbindung, der den Ort Hohenhaslach und das Landschaftsbild im Naturpark Stromberg-Heuchelberg prägt. Auf die christlichen Symbole legte sowohl der Künstler als auch der Verein Weitblickweg wert, der das Projekt auf die Beine stellte, die Finanzierung organisierte, als Bauherr fungierte und für den Unterhalt zuständig ist. Rund 200.000 Euro hat der Weitblickweg gekostet – finanziert vom Naturpark Stromberg, dem Land Baden-Württemberg, der EU, der Glücksspirale sowie Unternehmen, Stiftungen und Privatleuten.
Der Name Weitblickweg wurde nicht nur wegen der wunderschönen Landschaft gewählt, sondern auch, weil dieser neue „Weitblicke“ auf das eigene Leben eröffnen soll. Die einzelnen Stationen sollen zur Besinnung und Meditation anregen und den Menschen in unserer hektischen Zeit Momente der Ruhe und des „Kraft-Tankens“ ermöglichen. Auf der inhaltlichen Ebene finden sich neben lebensweisheitlichen Impuls-Texten des Künstlers Martin Burchard auch Impulse über den christlichen Glauben, für die der Hohenhaslacher Pfarrer Michael Wanner verantwortlich zeichnet.
Als Wegbegleitung gibt es für die Wanderer zudem knappe Informationen über den Weinanbau und über lokale Besonderheiten. Etwa über das imposante geologische Fenster, eine Gesteinsformation, die Schichten von rotem Keuper und grauen und weißen Kalkbänken zeigt – ein Blick auf 200 Millionen Jahre Erdgeschichte. „Der Weitblickweg passt perfekt zur Idee des Naturparks Stromberg-Heuchelberg mit unserem Motto Wein, Wald, Wohlfühlen“, sagt dessen Geschäftsführer Dietmar Gretter. „Deshalb haben wir das Projekt von Anfang an unterstützt.“ Etwa die Hälfte der Gesamtkosten hat der Naturpark übernommen. Dafür hat er einen echten touristischen Magneten bekommen, der künftig viele Gäste aus Nah und Fern anlocken dürfte.
Mehr als sieben Jahre zogen übrigens von den ersten Gedankenspielen bis zur Fertigstellung des Hohenhaslacher Weitblickwegs ins Land, viele Planungsänderungen, Überzeugungsarbeit bei Skeptikern und Ringen um Kompromisse mit dem Naturschutz inklusive. Kein Wunder, dass die Initiatoren um den Vereinsvorsitzenden Reinhard Baumgärtner jetzt lieber nach vorne blicken. Oder mittendurch. Zum Beispiel durch die beiden rostroten Stahltore zur „Himmelsleiter“, die den mit spektakulären Aussichten aufwartenden Rundwanderweg säumen. Die „Himmelsleiter“, auf die der Blick durch die Tore fällt, ist eigentlich nur ein steiles Stäffele – man kann es aber auch anders interpretieren…
Quelle: Weit-Blick-Weg Hohenhaslach