Früher von den Medien als „Grüner Spinner“ belächelt, später als Vorreiter für sein Umweltmanagement ausgezeichnet, ging Klaus Förtsch seinen Weg als ausgezeichneter Ökopionier in der Hotelbranche über Jahrzehnte konsequent und unbeirrbar. Der Hotelier des Erlanger Creativhotel Luise war mit Leib und Seele Gastgeber und Zeit seines Lebens ein umweltbewegter Mensch. Erinnerungen zum ersten Todestag.
Erinnerungen an einen der ersten „ausgezeichneten“ Umweltaktivisten
Schon in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als Umweltbewusstsein und Ökobewegung noch in den Kinderschuhen steckten, setzte Klaus Förtsch seine eigenen visionären Maßstäbe in Sachen Umweltfreundlichkeit. Unvergessen 1985 seine Fahrt in der Rikscha – emissionsfrei – mit Ehefrau Gudrun zum Traualtar. Mit dem hoteleigenen Elektromobil flitzte er schon 1993 durch Erlangen, holte seinen Sohn Ben vom Kindergarten ab und setzte konsequent auf einen umweltfreundlichen Hotelbetrieb – weit weg von Einwegverpackungen oder Plastikmüll. Mit Investitionen in Solarenergie, Regenwassernutzung und Wärmedämmung war er seiner Zeit immer einen Schritt voraus.
Als Bayern 1991 als bundesweiter Vorreiter die Aktion „Umweltbewusster Hotel- und Gaststättenbetrieb“ gemeinsam mit der dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) ins Leben rief, war sein Ehrgeiz geweckt: Klaus Förtsch wollte als Erster dabei sein. Und er wurde belohnt: Von 1991 an und bis heute wird das Engagement des Creativhotels Luise im Bereich „Umweltbewusster Hotel- und Gaststättenbetrieb“ regelmäßig mit der Goldmedaille der Bayerischen Ministerien für Wirtschaft und Umwelt ausgezeichnet. Klaus Förtsch lebte seinen grünen Traum mit Leib und Seele: Ein Bild mit Symbolkraft, wie er 1996 ein heißes Wannenbad auf dem Hoteldach nahm. Die neue hoteleigene Solarthermieanlage sorgte für die nötige Wärmeenergie. Seit 1997 engagierte er sich unermüdlich als „Umweltpaktteilnehmer der ersten Stunde“ im „Umweltpakt Bayern“ für Klima- und Umweltschutz. Als erstes Hotel in ganz Bayern wurde 1998 das Hotel Luise durch das EG-Ökoaudit validiert. Viele weitere Preise und Würdigungen für Klimaschutz folgten.
Familienmensch, Teamplayer, Vorbild und Vordenker in der Hotelfamilie
Liebe und Wertschätzung für seine Familie, für seine Gäste, Mitarbeiter und Lieferanten zeichneten sein Handeln aus. Als Gastgeber lag es ihm am Herzen, seinen Hotelgästen ein zweites Zuhause zu bieten. Dafür spielte er alljährlich auch gerne den Nikolaus. Den Biotopgarten des Stadthotels pflegte er als Kleinod. Blühende Landschaft und summende Bienen sollten in seinem Stadthotel zuhause sein. Festangestellte Mitarbeiter, regionale Handwerker, heimische Naturmaterialien in den Gästezimmern mit Ökopass, ein regionales Bio-Frühstücksbuffet sowie Nutzung von Ökostrom gepaart mit höchster Ressourceneffizienz waren ihm wichtig.
Jede Zeit hat ihre Ideen: Grüne Wohnkultur im nachwachsenden Hotelzimmer
Seit 2010 gibt es klimaneutrale Übernachtungen im Creativhotel Luise. Für Hotelier Klaus Förtsch war es wichtig, Umweltfreundlichkeit mit Zahlen zu belegen: Der Bezug von Ökostrom neben Energieeffizienzmaßnahmen nutzte er als Hebel, um den C02-Verbrauch des gesamten Hotelbetriebs zu senken. Mittels dem „CO2-Fußabdruck“ ließ der Hotelier verbleibende klimaschädliche Emissionen von Zertifizierer Viabono GmbH messen und über Wiederaufforstungsprojekte kompensieren. Nachhaltigkeit bedeutete für Klaus Förtsch immer auch Denken in Generationen. 2014 übergab er frühzeitig die aktive Geschäftsführung an seinen Sohn Ben Förtsch. Inspiriert vom Öko-Pioniergeist, führte Ben Förtsch an der Seite des Seniorchefs das Creativhotel Luise nach den Regeln eines nachhaltigen Unternehmensmanagements in die Zukunft. Die Vision: Das nachwachsende Hotelzimmer. Grüne und kreative Wohnkultur verbunden mit gesundem Schlaf. Umgesetzt auf der Basis neuer Umwelttechnologien im Sinne des „Cradle to Cradle-Prinzips“.
Mehrere Bauabschnitte begleiten seit 2015 den Um- und Ausbau des Erlanger Hotels. Weihnachten 2018 war Richtfest für die neu errichtete Dachterrasse. Klaus Förtsch steuerte mit Begeisterung den Kran, mit dessen Hilfe in 15 Meter Höhe eine Alpenkiefer über den Dächern von Erlangen gepflanzt wurde. Ein weithin sichtbares Symbol für Klimaschutz im grünen Stadthotel. Nur sechs Tage später verstarb Klaus Förtsch nach langer Krankheit, aber nicht minder überraschend, in seinem geliebten Zuhause, dem Creativhotel Luise. Fortan erinnert die Alpenkiefer an Klaus Förtsch. Er fehlt und bleibt unvergessen: Ein liebevoller Familienmensch, ein herzlicher Gastgeber und ein inspirierenden Ökopionier, der mit Begeisterung und Tatkraft seinen grünen Traum lebte.
Der grüne Traum von Klaus Förtsch lebt in der Hotelfamilie weiter
Durch seine persönliche Überzeugung und seine herzliche Art steckte Klaus Förtsch die ganze Hotelfamilie mit seiner Achtsamkeit gegenüber Natur und ihren Ressourcen an. Seit 2015 sogar „klimapositiv“ zertifiziert, gilt das vielfach ausgezeichnete Hotel als Leuchtturmprojekt im nachhaltigen Tourismus. „In Gedanken sind wir bei meinem Vater Klaus Förtsch, der mit 64 Jahren viel zu früh starb. Für mich und das Luise Team war er ein inspirierendes Vorbild. Wir werden den grünen Traum in seinem Sinne in die Zukunft führen“, so Ben Förtsch in Gedenken an den Öko-Idealisten in der Hotellerie.
Quelle: Creativhotel Luise