Wer nach New Orleans reist, sollte sich unbedingt auch mit dem Thema Voodoo befassen, denn die Religion ist mit der Stadt und ihrer Geschichte fest verbunden. Vor allem um Voodoo Queen Marie Laveau ranken sich viele Mythen und Geschichten. Grund genug, einmal einen Blick auf eine der bekanntesten Persönlichkeiten der „Crescent City“ zu werfen.
Westafrikanische Sklaven brachten Voodoo erstmals nach Louisiana, wo sie ihre religiösen Rituale mit denen der lokalen katholischen Bevölkerung vermischten. Als nach dem Sklavenaufstand von 1791 Anhänger der Bewegung aus Haiti nach New Orleans kamen, bekam Voodoo weiteren Aufschwung, darunter auch viele „Free People of Color“, für die die Religion einen wichtigen Bestandteil ihrer Kultur darstellte. Voodoo Queens und Kings galten im 19. Jahrhundert als einflussreiche Persönlichkeiten in New Orleans – die Bekannteste von ihnen war ohne Zweifel Marie Laveau. Vieles, was man über Laveau weiß, beruht auf mündlichen Überlieferungen. Nicht alle Angaben lassen sich durch historische Fakten klar belegen – was ihren Mythos umso interessanter macht.
Soweit bekannt ist, wurde Laveau 1794 als uneheliche Tochter eines Plantagenbesitzers und seiner Geliebten geboren. Sie war eine gläubige Katholikin und wuchs auf der Plantage ihres Vaters auf, wo sie auch eine Ausbildung zur Friseurin absolvierte. Laveau zog nach ihrer Heirat 1819 mit ihrem Mann Jacques Paris ins French Quarter. 1824 verschwand Paris und wurde für tot erklärt, auch wenn es dafür keine sicheren Beweise gab. Nach Paris“ mutmaßlichem Tod nannte Marie Laveau sich „Widow Paris“ (Witwe Paris), gemäß den üblichen Bräuchen der damaligen Zeit. Sie begann als Friseurin zu arbeiten, um für sich und ihre Kinder zu sorgen. Zu ihren Kundenkreisen zählten vorwiegend die reichen weißen und kreolischen Damen von New Orleans, so dass sie sich ein weitreichendes Netzwerk in der Stadt aufbauen konnte. Es heißt, dass sie damit den Grundstein für ihre erfolgreiche Arbeit als Voodoo Queen und ihre noch heute andauernde Legende legte. Viele dieser Frauen sahen in Laveau eine Vertraute und verrieten ihr die intimsten Geheimnisse ihrer Ehemänner und Familien. Auch pikante Details über unerlaubte Liebschaften und Geschäftsgeheimnisse wurden mit Laveau besprochen. Marie Laveau, die für ihr großes und gütiges Herz bekannt war, betätige sich bereits in diesen Tagen neben ihrer Arbeit aus Friseurin auch krankenpflegerisch. Sie hatte frühzeitig damit begonnen, Heilungen, Krankenbetreuungen und kleinere Operationen durchzuführen.
Mit ihrem neuen Partner Louis Christophe Dumesnil de Glapion, mit dem sie ab ca. 1826 in wilder Ehe lebte, bekam sie 15 Kinder und beendete ihre Arbeit als Friseurin, um sich den Kindern widmen zu können. Neben der Kindererziehung begann sie sich mehr und mehr mit Voodoo zu befassen. Ihr Interesse an den afrikanischen Wurzeln ihrer Mutter wuchs und so ging sie bei „Voodoo Doctor“ John Bayou in die Lehre, um die Kunst des Voodoos zu erlernen. Um das Jahr 1830 wurde sie schließlich zu einer Voodoo Queen. Laveau kombinierte Elemente des Voodoo Glaubens mit katholischen Bräuchen und so wurde die Religion auch in den gehobenen Kreisen der Stadt gesellschaftsfähig.
Laveau wurde schnell zur führenden Voodoo Queen von New Orleans. Sie hielt öffentliche Zeremonien am Congo Square ab, denen Bürger aller Hautfarben und Rassen beiwohnten. Marie Laveau verdiente gut durch den Verkauf von Gris Gris (Amulette, die den Besitzern Glück bringen bzw. sie vor Übel schützen sollen) und anderem magischen Zubehör. Sie betätigte sich als Wahrsagerin und übte auch private Rituale wie Exorzismen und Opferungen aus. Ihr Lehren beinhalteten die Anerkennung spiritueller Kräfte, die das tägliche Leben ihrer Anhänger beeinflussen. Diese Kräfte können freundlich, aber auch schelmisch oder schadenfroh sein. In Verbindung treten kann man mit ihnen durch Tanz, Gesang, Musik oder auch mit Hilfe von Schlangen. Weniger wohlgesonnene Zeitgenossen behaupteten, dass Laveaus hellseherische Fähigkeiten zu großen Teilen auf ihrem in ihrer Zeit als Friseurin gut ausgebauten Informationsnetzwerk basierten. Während der Arbeit hatte sie immer ein offenes Ohr für den Klatsch und Tratsch ihrer Kundinnen und auch unter den Dienstboten der Reichen fand sich immer jemand, der bereit war, Informationen mit ihr zu teilen.
Es heißt, dass Marie Laveau im Jahr 1875 offiziell aufhörte zu praktizieren, aber auch danach besuchte sie regelmäßig Bedürftige und hielt Sitzungen in ihrem Haus ab. Im Jahr 1881 starb Laveau im Alter von 86 Jahren. Sie liegt auf dem St. Louis Cemetery No. 1 begraben, in der Familiengruft der Laveau-Glapions. Auch, wenn die Information nicht mit Sicherheit bestätigt ist, wurde der Ort auf dem St Louis Cemetery No. 1 in ihrem Nachruf genannt und ist somit vermutlich tatsächlich die letzte Ruhestätte der Voodoo Queen. Die Gruft zählt zu den meist besuchten Gräbern des Friedhofs. Anhänger von Marie Laveau hinterlassen auch heute noch hier Symbole, Geschenke und kleine Opfergaben, in der Hoffnung, dass der Geist der Voodoo Queen ihren Wünschen wohl gewogen ist und diese erfüllt. Neben dem Grab von Marie Laveau ist der Friedhof vor allen Dingen auch Anlaufstelle für Cineasten, da eine der bekanntesten Szenen des Kult-Films „Easy Rider“, der übrigens in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, hier gedreht wurde. Der St. Louis Cemetery No. 1 zählt zu den ältesten der Stadt und ist bei Gästen eine beliebte Attraktion. Eine Besichtigung ist allerdings nur im Rahmen einer Führung möglich. Charakteristisch für die Friedhöfe in New Orleans – so auch für den St. Louis Cemetery No. 1 – sind die überirdischen, oft kunstvoll verzierten Gräber und Gruften, was den Ruhestätten einen beinahe stadtähnlichen Charakter verleiht, daher der Beiname „Cities of the Dead“. Was einst als Maßnahme zur Verhinderung von Seuchen diente – aufgrund des hohen Grundwasserspiegels in New Orleans ist eine Erdbestattung so gut wie unmöglich – ist heute eines der markantesten Merkmale der Metropole am Mississippi.
Zu einem Besuch in New Orleans sollte unbedingt auch ein Stopp im Marie Laveau House of Voodoo gehören. Viel mehr als ein einfacher Laden, kann man in dieser Mischung aus Geschäft, Museum und Schrein jede Menge über die historische und spirituelle Signifikanz von Voodoo lernen und über die Frau, die in New Orleans zur Symbolfigur für die Bewegung wurde. Das klassische Klischee von Voodoo mit Zombies und Nadelpuppen, das gerne in Hollywood-Filmen gezeigt wird, entspricht nicht der Realität – genau das will das Marie Laveau House of Voodoo vermitteln. Das eine oder andere kitschige Souvenir wird man hier aber trotzdem finden, schließlich freuen sich die Daheimgebliebenen immer über originelle Mitbringsel. Im hinteren Raum des Ladens bietet ein spiritueller Berater Hilfe an und hält Sitzungen ab. Ob man nun an Voodoo glaubt oder nicht, das Marie Laveau House of Voodoo verkörpert einen charakteristischen Teil von New Orleans und sollte auf jedem Reiseprogramm stehen, wenn man eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Stadt näher kennen lernen möchte.
Passend zum Thema findet jedes Jahr im Herbst das Voodoo Music + Arts Experience Festival in New Orleans statt. Auch beim diesjährigen Fest vom 25. bis 27. Oktober im City Park jagt ein musikalisches Highlight das nächste. Neben den Headlinern Guns N“ Roses und Beck stehen noch rund 65 weitere Bands auf der Bühne. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges Angebot an lokalen Speisen und Getränken, Kunstinstallationen, einen Market Place mit regionalen Produkten und natürlich ganz viel zum Thema Voodoo. Voodoo Music + Arts Experience ist nicht nur ein Festival – es ist ein Erlebnis.
Quelle: Fremdenverkehrsbüro New Orleans & Louisiana