Diese Nachricht schlug Mitte der Woche ein wie eine Bombe: nach Insiderberichten droht die Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki durch die Lufthansa und deren Tochter Eurowings zu scheitern. Angeblich will die EU-Kommission die Übernahme von Niki nicht so einfach „durchwinken“, sondern in eine Tiefenprüfung gehen. Für diesen Fall soll die Lufthansa „angekündigt“ haben, die Zwischenfinanzierung von Niki einzustellen. Vielleicht sollte man auch „gedroht“ schreiben, denn die Folge wäre ein „Aus“ für Niki, bevor die bis zu 90 Tage dauernde intensivere Prüfung durchlaufen sein würde. Überdies musste die Bundesrepublik die seinerzeit (zu) schnell gegebenen 150 Millionen wohl abschreiben, denn diese Rückzahlung hängt im Wesentlichen davon ab, welche Verkaufserlöse auf dem Markt erzielt werden können.
Doch schon einen Tag später scheint von den – freilich nur angeblich – markigen Worten des deutschen Kranichs nicht mehr viel übriggeblieben zu sein. Mittlerweile ist die Lufthansa nach Branchenkreisen bereits dabei, zusammen mit der EU-Kommission Vorschläge auszuarbeiten, um kartellrechtliche Bedenken zu zerstreuen.
Die Bescheinen scheinen nicht unberechtigt zu sein. Mit der Air-Berlin-Übernahme in ihrer jetzigen Form würde die Lufthansa auf 70 Monopolrouten kommen, auf den jeweiligen Strecken also keinerlei Konkurrenz haben, was Reisende dem Prinzip von Angebot und Nachfrage folgend in ihrem Portemonnaie spüren sollten. Die nackte Zahl von 70 Monopolverbindungen wird natürlich dadurch relativiert, als die insolvente Air Berlin selber als Monopolist zahlreiche Strecken beflog. Aber auch konservativ gerechnet ergeben sich immer noch 55 Strecken, auf denen der Air-Berlin-Absturz neue Monopole schuf.
Als Lösung will die Lufthansa wohl anbieten, Start- und Landerechte (sog. Slots) an größeren Drehpunkten zu verzichten. Eine Abgabe von Slots an kleineren Flughäfen will die Lufthansa hingegen nicht ins Spiel bringen, da „diese wettbewerbsrechtlich nicht dominant seien”. Für die Zahl der Monopolverbindungen dagegen vermutlich schon.
Reisende sollten vielmehr hoffen, dass der Air-Berlin-Kuchen anders als bisher geplant geteilt wird. Schließlich ist nicht einzusehen, warum von dem Kartellgrundsatz, wonach ein vom Markt scheidender Anbieter nur bei fehlenden Alternativen vom größten Wettbewerber übernommen werden, abgewichen werden sollte.
Die Wettbewerber bringen sich auf jeden Fall schon einmal in Stellung. Neben der Fluggesellschaft Condor zeigt auch die British-Airways-Mutter IAG ein Interesse an einer Übernahme. Auch Namensgeber Niki Lauda scheint wieder im Bieterwettbewerb zu sein. Gewinner wären jeden Fall die Fluggäste.