Um auf den Geschmack Irlands zu kommen, muss man manchmal auch einfach nur kreativ sein. Der Simnel Cake ist englischen Ursprungs. Ein koloniales Gebilde sozusagen. Zu schwer für viele, ja übermächtig für manch einen: allein wegen dem vielen Marzipan. Traditionell wird er zu Ostern oder Muttertag gebacken. Anleitungen gibt es zuhauf – nicht zuletzt im Internet. Aber gerade in Zeiten wie diesen, wo nicht alle gewohnten Zutaten greifbar und neue fantasievolle Wege gefragt sind, entstehen mit Kreativität wunderbare Alternativen. Ja, sie überzeugen – auch beim Backen – oft mehr als die alten Rezepte. Und sind meist viel unkomplizierter.
Wie also wäre es mit Home Baking und einem neu kreierten, irischen Fruchtkuchen aus improvisierten Zutaten – je nach Laune und Verfügbarkeit? Unser „Simnel Cake light“ ist frei von jeder kolonialen Steifigkeit, sondern vielmehr eine republikanisch-europäische Kreation. Beschwingt und gut gelaunt kommt er daher, je nachdem mit Aromen aus Kirschwasser, Eierlikör oder irischem Whiskey. Wir haben ihn in irischer „Self Isolation“ gebacken, aus dem, was sozusagen noch im Cottage war, aus Material im Vorratsschrank und den Resten von Weihnachten. Das Originalrezept hatte Zutaten, die wir nicht bekommen konnten. Aber das war kein Problem. Im Gegenteil, unser „Simnel Cake light“ schmeckte uns eindeutig besser. Er ist leichter zu backen – und zu verdauen – als sein mächtiger Urvater. Zumal am 10. Mai doch Muttertag ist. In Irland wurde dieser Tag übrigens schon am 22. März gefeiert.
Substitution mit Fantasie
Der originale Simnel Cake ist ein Früchtekuchen, der kandierte Kirschen verlangt. Wir hatten noch ein Glas Schattenmorellen im Schrank – und badisches Kirschwasser, das ursprünglich für eine österliche Schwarzwälder-Kirschtorte gedacht war. Dann sollten Korinthen und Sultaninen in den Teig. Wir hatten aus weihnachtlichen Resten noch Rosinen zum Stollenbacken. Zwei Tage in Whiskey eingelegt, geben sie den drögen Früchten die wahre irische Note! Tja, und dann die mächtige Marzipanfüllung! Die ist ja völlig aus der Zeit geraten. Wir nahmen Vanillepudding für eine leichte Buttercrememasse – das Rezept stammt aus unserer „Donauwelle“. Der Pudding kann mit einem Schuss Eierlikör aromatisiert werden. Das wäre die paneuropäische Version. Zwei Prozeduren sind zur Vollendung nötig: es bedarf erstens eines lockeren Bodens und zweitens einer delikaten Füllung. Die Modernisierung des Simnel Cake ist also auch ein Triumph der Freiheit: der gestalterischen jedenfalls.
Guten Appetit und einen schönen Muttertag!
Quelle: Tourism Ireland