Von den Werken der berühmten Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ über die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Wieskirche bis zu den glamourösen Bavaria Filmstudios: Zwischen München und Garmisch-Partenkirchen, Lech und Tegernsee erstreckt sich die Kunst-Schleife der Wasser-Radlwege Oberbayern durch den Südwesten der Region und bringt Kunst- und Kulturliebhaber fortwährend zum Staunen. Eine Reise in diese einzigartige Kunstlandschaft ist immer lohnend, doch in diesem Jahr zahlt sie sich besonders aus: So hält die 350 Kilometer lange Themen-Schleife eine Reihe neuer Stationen bereit, die das Kulturerbe Oberbayerns aus einem anderen Blickwinkel beleuchten. Darunter etwa die neue Säulenhalle STOA169 im Pfaffenwinkel als Symbol internationaler zeitgenössischer Kunst, die Sonderausstellung „Frau darf… 100 Jahre Künstlerinnen an der Akademie“ im Museum Fürstenfeldbruck, oder auch die Kugler Alm in Oberhaching, der Legende nach Geburtsort des erfrischenden Biermischgetränks Radler. Neben unzähligen kulturellen Stationen laden diverse Wassererlebnispunkte wie das Isartal, die Mangfall und der karibisch anmutende Walchensee immer wieder zu einer Abkühlung ein.
Rubens, Dürer, Da Vinci, Rembrandt, Van Gogh, Monet, Picasso und viele mehr: Schon der Startpunkt der Kunst-Schleife, die Landeshauptstadt München, lässt die Herzen von Kunstliebhabern höher schlagen. Entdecken lassen sich die Werke der großen Meister im Lenbachhaus sowie in den drei Pinakotheken, die sich alle fußläufig rund um den Königsplatz befinden. Wer einen Hauch von Hollywood in Oberbayern spüren mochte, sollte auch die Bavaria Filmstudios bei Grünwald besuchen. Große Klassiker der deutschen und internationalen Filmgeschichte, wie beispielsweise „Die unendliche Geschichte“ oder „Das Boot“ wurden hier aufwendig produziert. Weiter führt die Kunst-Schleife gen Süden nach Oberhaching, wo Radfahrer nach kurzer Fahrt auf dem kürzlich erneuerten Streckenabschnitt ein besonderes Stück bayerische Kulturgeschichte entdecken können: Der Legende nach soll auf der Kugler Alm das „Radler“ erfunden worden sein. Von Franz Xaver Kugler gegründet, war das traditionelle Wirtshaus in den 20er Jahren eines der populärsten in München. Als das Fahrradfahren immer beliebter wurde, ließ der geschäftstüchtige Wirt eigens einen Fahrradweg zur Kugler Alm anlegen. So kamen bald mehr durstige Radfahrer zur Kugler Alm, als Bier im Keller war und der Wirt musste sein Bier mit Zitronenlimonade strecken.
Nach der kurzen Verschnaufpause auf der Kugler Alm lässt die Route des Fernradweges die Landeshauptstadt hinter sich und führt in die Alpenregion Tegernsee Schliersee. Hier können Interessierte der Gmunder Papiermanufaktur einen Besuch abstatten und der Geschichte der Papierproduktion bis zu den Anfängen im Jahr 1829 auf den Grund gehen. Damals gründete Johann Nepomuk mit einer hoheitlichen Lizenz vom Bayern-König Ludwig das Papier-Unternehmen und noch heute zählen gekrönte Häupter und Berühmtheiten zur Kundschaft. Weiter geht es etwa entlang der historischen Marktstraße in Bad Tölz: Ihre pittoresken Häuserfassaden mit teils neugotischen Einflüssen, Giebelfassaden im alpenländischen Stil und gemütlichen Gässchen, die zum Bummeln einladen, machen die Straße inmitten der malerischen Kreisstadt im Tölzer Land zu einem beliebten Ausflugsziel. Alle, die sich nicht nur für Kunst- sondern auch für Musikgeschichte interessieren, sollten auf der Weiterfahrt Richtung Süden einen Stopp beim Geigenbaumuseum im Markt Mittenwald in der Zugspitz Region einplanen – schon seit 1685 ein Ort, der mit dem Bau von Geigen in Verbindung gebracht wird.
Die Tour führt in den Pfaffenwinkel, wo neben hunderttausenden Besuchern immer noch zahlreiche Wallfahrer jedes Jahr zur weltberühmten Wieskirche pilgern, die 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden ist. Neben dem geschichtsträchtigen Bauwerk hält der Pfaffenwinkelauch Zeugnisse zeitgenössischer Kunst bereit. So entstand im letzten Jahr inmitten ursprünglicher Landschaft in einer Flussschleife der Ammer mit der offenen Säulenhalle STOA169 ein eindrucksvolles gemeinschaftliches Kunstwerk. Kunstschaffende aus aller Welt wurden auf Initiative des lokalen Künstlers Bernd Zimmer ausgewählt, je eine Säule zu gestalten – alle Säulen tragen nun das gemeinsame Dach der Halle und setzen ein gemeinsames Zeichen für weltweit friedliche Koexistenz, Solidarität, Völkerverständigung und Achtung der Natur.
Nun folgen Radler dem Fernradweg nach Nordwesten, wo sie schließlich die Region Ammersee-Lech erreichen. Auch hier gibt es ein imposantes Bauwerk zu entdecken: Die Klosterkirche zu St. Ottilien wurde vom Architekten Hans Schnurr entworfen und bereits im Jahr 1902 zur Abtei erhoben. Seit 1914 ist das neugotische Kloster Erzabtei der Missionsbenediktiner und die Heimat von rund 110 Mönchen. Nach zirka 40 weiteren Fahrtkilometern im Sattel lockt Fürstenfeldbruck mit einem besonderen Schmankerl für Kunstfans: der Ausstellung „Frau darf… 100 Jahre Künstlerinnen an der Akademie“ im Museum Fürstenfeldbruck. Die Sonderausstellung in Kooperation mit der Akademie der Bildenden Künste in München zeigt die Bedingungen für Künstlerinnen an der Akademie über die Jahrzehnte hinweg auf und verdeutlicht, welchen Themen sich die Künstlerinnen widmeten, aber auch wie sich das Selbstverständnis der Frauen in der Kunst wandelte. Ausgangspunkt der bis Ende September 2021 aktiven Ausstellung ist die Generation der Künstlerinnen um Gabriele Münter, die zum Künstlerkreis „Blauer Reiter“ zählte. Und wer den Spuren von Gabriele Münter und anderen großen Künstlern des „Blauen Reiters“ weiter folgen will, der biegt auf der Kunst-Schleife nochmal ab Richtung Süden. Nördlich von Bernried, am Ufer des Starnberger Sees in der Region Starnberg Ammersee gelegen, können Interessierte das Buchheim Museum der Phantasie besuchen: Unter dem Dach des Museums steht die berühmte Expressionisten-Sammlung mit Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken im Mittelpunkt. In Murnau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen kann sogar das einstige Anwesen von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky besichtigt werden, ein idyllisches Häuschen, dem die beiden Künstler ihren einzigartigen, künstlerischen Fingerabdruck verliehen haben und dessen Region daher auch „das Blaue Land“ genannt wird. Und in der bewirtschafteten Staffelalm nahe dem Walchensee können berühmte Motive Franz Marcs noch heute live entdeckt werden.
Alternativ zur Querverbindung in den Süden, kann die Route auch Richtung Nordern fortgesetzt werden. Hier können Radler, bevor sie nach München zurückkehren, einen – aus kulturgeschichtlicher Sicht absolut lohnenden – Abstecher nach Dachau unternehmen. Rund 20 Kilometer nord-westlich von München gelegen und vielen in erster Linie als Erinnerungsort bekannt, gehörte Dachau einst zu den bekanntesten europäischen Künstlerkolonien. Auch heute hat die Stadt in Sachen Kunst weitaus mehr zu bieten, als ein erster Blick vermuten lässt. Auf dem Künstlerweg Dachau können sich Besucher auf die Spuren der Künstlerkolonie Dachau und ihren namhaften Künstlern wie Adolf Hölzel, Arthur Langhammer und Ludwig Dill begeben. Der 5,7 Kilometer lange Wanderrundweg kombiniert dabei Kunstgeschichtliches mit der Schönheit der Natur, mit der sich auch die Maler der Künstlerkolonie tief verbunden fühlten und die sich entsprechend in deren Werken wiederfand.