Wandern in Ungarn erfreut sich einer noch nie dagewesenen Beliebtheit – Rekord: 2021 begaben sich über 30.000 Menschen auf die „Blaue Landestour“. Ist es der Wunsch nach Distanz und Weite während der Pandemie? Schwer zu sagen. Was auch immer dem Triumphzug des Wanderns in Ungarn zugrunde liegt – feststeht, dass 2021 ein Rekordjahr in puncto Wanderunternehmungen war. Größter Popularität erfreute sich dabei Országos Kéktúra. Die hierzulande als „Blaue Landestour“ bekannte Route ist mit 1.170,4 Kilometern der längste, zusammenhängende Wanderweg Ungarns und führt von Geschriebenstein (Írott-kő) an der Grenze zu Österreich über Budapest bis hin nach Hollóháza kurz vor der Slowakei – durch unberührte Natur und vorbei an Schlüsselattraktionen wie dem Plattensee und bedeutenden Kulturdenkmälern. Im letzten Jahr stieg die Zahl der “blauen Wanderer” um 25 Prozent. Damit begaben sich insgesamt 31.460 Menschen auf die mit einem blauen Band gekennzeichnete Route.
Die verschiedenen Regionen Ungarns sind ein wahres Outdoor-Paradies. Aktivurlauber, die die Natur zu Fuß, auf dem Rad und gar per Kanu oder Kajak entdecken möchten, erwarten unvergessliche Eindrücke. Die Wälder im ungarischen Mittelgebirge etwa, die sich über das ganze Land erstrecken, können ganzjährig auf gut beschilderten Pfaden bewandert werden. Besonderes Augenmerk verdient dabei der Blaue Kreis mit einer Gesamtlänge von 2.583 KM. Der Rundweg besteht aus drei Fernwanderwegen – genauer gesagt aus der Nationalen Blauen Landestour, der Süd-Transdanubischen Landestour und der Landestour der Tiefebene. Obgleich der Blaue Kreis durchaus herausfordernd ist, bietet er eine hervorragende Gelegenheit, das Donauland und seine unterschiedlichen Naturkulissen bis ins Detail kennenzulernen: angefangen bei den westlichen Landesgrenzen über die nordöstlichen Gebirgszüge bis hin durch die Große Tiefebene hinein ins südliche Ungarn.
Keine Eile und heilsame Päuschen auf der Nationalen Blauen Landestour. Der Blaue Kreis steht ganz oben auf der Liste namhafter europäischer Wanderwege, obwohl seiner Länge entscheiden sich viele Wanderer für die Nationale Blaue Landestour. Das Gute an ihr: Dank 151 Stempelstellen lassen sich ihre 27 Etappen ohne Zeitbegrenzung und in beliebiger Reihenfolge zurücklegen. Der Schnellste schaffte die Strecke in acht Tagen, der Langsamste in insgesamt 13 Jahren. Und wer mehr zur ersteren Sorte gehört, der kann seinen müden Gliedmaßen in einem der Thermalbäder und Heilquellen in Sárvár, Hévíz oder Egerszalók etwas Erholung und Ruhe gönnen.
Einige Gründe für eine Wanderung auf der Nationalen Blauen Landestour:
Sie gilt als die landschaftlich reizvollste Route Ungarns: Die Blaue Landestour ist reich an Aussichtspunkten und Türmen, die für alle Wanderanstrengungen entschädigen.
Eine mehrstufige Route: Wanderer aller Altersgruppen können die 27 Etappen ohne Zeitbegrenzung und in beliebiger Reihenfolge zurücklegen. 151 Stempelstellen machen es möglich.
Geologische Höhepunkte: Auf dem Weg zum romantischen Donauknie passiert der Weg eine der schönsten Schluchten des Landes – die Dera-Schlucht. Ein weiteres Highlight ist der Aggtelek-Nationalpark, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Er beheimatet das Baradla-Tropfsteinhöhlensystem, das mit einer Länge von 25 Kilometern beeindruckende Einblicke in die unterirdische Welt des Kalksteins gewährt.
Gesundes Klima: Es gibt nichts Besseres als frische Luft, die die Lungen füllt, während man durch die unberührten Wälder wandert.
Die Nationale Blaue Landestour bietet eine Vielfalt an Eindrücken, denn entlang des Weges befinden sich historische Städte (hübsche Palóc-Dörfer, darunter das Weltkulturerbe Hollókő); Burgruinen, wie die Burg Rezi; und spirituelle Orte wie zum Beispiel Kloster Zirc. Das Terrain, die Atmosphäre, die geologischen und kulturellen Werte sind so unterschiedlich, was jeden Abschnitt und jeden Tag unvergesslich macht.
Und etwas Geschichte zum Schluss: Im Jahr 1930 legte der Ungarische Wanderverein die Wegepunkte und die Richtung der Blauen Landestour fest, die das ganze Land durchquert. Ursprünglich war sie kürzer und verband das Bükk-Gebirge mit dem Bakony-Gebirge, um die Wanderer zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu führen. Die Festlegung der Route und ihrer Markierung kamen nur langsam voran und wurden durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen, so dass ein Fünftel des Weges unmarkiert blieb. Seine endgültige Länge erreichte er nach der politischen Wende von 1989, als der westliche Ausgangspunkt (Geschriebenstein bzw. Írott-kő) an der Staatsgrenze zugänglich gemacht wurde. Im Jahr 1938 wurde entlang des fertiggestellten Abschnitts eine landesweite Wanderung mit dem Namen Sankt-Stephan-Wanderung initiiert. Eine Gruppe von Wanderern brach von beiden Enden aus auf und traf sich in Dobogókő. Dieses Ereignis gilt als die Einweihung des Blauen Wanderwegs. Obwohl geplant war, diese Veranstaltung alle fünf Jahre zu wiederholen, wurde sie nicht zur Tradition. Landesweite Bekanntheit erlangte die Blaue Landestour schließlich durch die legendäre Wanderdokumentation, die 1979 von Pál Rockenbauer gedreht wurde. Ihr Titel: Anderthalb Millionen Schritte in Ungarn. Die Popularität des wichtigsten Wanderweges des Landes stieg seither stetig an und in den 2010ern wurde die Rekordzahl der Wanderer, die die Blaue Landestour absolvierten, von Jahr zu Jahr übertroffen.
Nationale Blaue Landestour in Zahlen: Bei der Bewältigung der 1170,4 Kilometern werden an 151 Stempelstellen 31.341 Höhenmeter gewonnen und 31.906 Höhenmeter verloren.
Tipp: Bevor man loszieht, sollte man sich beim Ungarischen Wanderverein einen Wanderführer und ein Stempelheft besorgen, um Leistungen zu dokumentieren. Diese erhält man über https://turistashop.hu/
(Hungarian Tourism Agency)