Lidl übernimmt insolvente JT Touristik
Für den sich seit Ende September 2017 in einem Insolvenzverfahren befindenden Reiseveranstalter JT Touristik gibt es anscheinend eine Zukunft. Die Lidl E-Commerce International GmbH & Co KG gab jetzt den Kauf des Berliner Unternehmens und die Übernahme aller Arbeitsplätze bekannt. Die Transaktion soll Anfang 2018 abgeschlossen sein. Der Erwerb steht zwar unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Experten gehen aber davon aus, dass der Deal durchgewunken wird. Ein Kaufpreis wurde von den Vertragsparteien zwar nicht genannt, es dürfte sich aber um einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag handeln.
Nach Mittteilung des Insovlenzverwalters Stephan Thiemann werde Lidl die wirtschaftlichen Aktivitäten übernehmen und den Betrieb vollumfänglich fortführen. Dabei soll die Marke JT Touristik weiterhin bestehenbleiben. Die JT-Reisen werden weiterhin über Reisebüros angeboten werden. Ob der Angebotspalette von JT Touristik dabei um die Lidl-Reisen erweitert wird, steht wohl noch nicht fest.
Wichtig für Urlauber: bereits erfolgte Buchungen bei JT Touristik sollen dem Insolvenzverwalter zufolge „wie geplant“ stattfinden. Ab Mitte Januar sollen dann Buchungen bei der „neuen“ JT Touristik möglich sein.
Der Lebensmitteldiscounter bietet unter dem Namen Lidl reisen seit mehr als 10 Jahren Reisen von mehreren Veranstaltern über Prospekte in seinen Geschäften oder über die Homepage an. 2016 stieg man mit Lidl Holidays selbst zum Anbieter auf. Unter diesen Vorzeichen scheint der Kauf Sinn zu machen.
Gründerin Jasmin Taylor wird das nach ihr benannte Unternehmen zum 1.1.2018 verlassen, freute sich nach einer Mitteilung aber, dass der Fortbestand nunmehr gesichert sei.
Taylor kam in den achtziger Jahren als Kriegsflüchtling nach Deutschland und machte sich 2002 mit einem Online-Reisebüro selbständig, bevor sie 2009 den Reiseveranstalter JT Touristik gründete. Im Angebotskatalog stehen mehr als 130 Ziele weltweit, 2015 betrug der Umsatz mehr als 175 Millionen Euro. Die Insolvenz im Herbst wurde damit begründet, dass nach dem strategischen Rückzug des vormaligen Reiseversicherers die Anschlussversicherung nicht finanziert werden konnte.
Die Insolvenz des Leipziger Online-Reisebüros Unister löste auf dem Markt einen Dominoeffekt aus. Zahlreiche Versicherungen gaben das Geschäftswelt „Reiserücktritt“ auf, die verbliebenen Anbieter haben die Preise für ihre Policen zum Teil erheblich angehoben.